Egal ob vor Live-Publikum oder virtuell via Stream – wenn es darum geht, vor einer großen Anzahl an Personen zu sprechen, fühlen sich viele unwohl. Kommunikationsprofi Angela Pengl-Böhm verrät in ihrem Gastbeitrag 8 Tipps, die gegen Redeangst helfen.

Kaum jemand, der die Situation nicht kennt. Allein die Vorstellung, vor einer größeren Menschenmenge reden oder präsentieren zu müssen, sei es im beruflichen oder im privaten Kontext, lässt viele Menschen regelrecht erstarren. Redeangst ist sehr weit verbreitet, manche Menschen werden leicht nervös. Andere verfallen regelrecht in Panik. Das muss nicht sein. Wie jede andere Phobie kann man auch Redeangst überwinden.

Hier meine acht persönlichen Tipps
gegen Redeangst:

1. Entspannungsübungen

Mit bewusstem Atmen, können wir Stress entgegenwirken. Langsame Atmung beruhigt, schnelle Atmung aktiviert Körper und Geist, denn Atmung und vegetatives Nervensystem reagieren unmittelbar aufeinander. Entspannung ist die beste Stressreduktion.

Eine Übung, die ich gerne in meinen Seminaren einsetze, ist die schnelle Atemtechnik.

Ziehen Sie sich an einen ungestörten Ort zurück. Sie können die Übung im Sitzen, im Liegen oder im Stehen absolvieren. Ihre Hände liegen auf dem Bauch, Ihre Mittelfinger berühren sich über dem Bauchnabel. Wenn Sie möchten, können Sie die Augen schließen. Atmen Sie langsam durch die Nase ein und zählen Sie dabei langsam bis 3. Atmen Sie bewusst und langsam durch den Mund aus. Beim Einatmen hebt sich der Bauch. Beim Ausatmen senkt sich die Bauchdecke. Achten Sie darauf, dass das Ausatmen deutlich länger dauert als das Einatmen. Wiederholen Sie diese Übung einige Male hintereinander.

2. Gute Vorbereitung

Auch wenn Sie das Thema der Rede oder Präsentation noch so gut kennen oder Experte/Expertin im Thema sind, die richtige Vorbereitung ist das A und O einer guten Rede und nimmt Ihnen im Vorfeld schon viel Stress. Tipps zur Vorbereitung einer Rede oder Präsentation finden Sie hier.

3. Festlegung des Rede-Ziels

Fragen Sie sich im Vorfeld: „Was will ich mit meinem Vortrag erreichen? Was will das Publikum wissen und was interessiert meine Zuhörer?“ Mit diesem Ziel im Auge formulieren Sie Ihre Botschaft. Wenn Sie Ihre Botschaft auswendig kennen, reduziert sich Ihre Redeangst automatisch.

4. Übung macht den Meister

Wenn Sie Ihre Rede oder Präsentation fertig haben, lesen Sie die Rede laut vor und/oder bitten Sie eine Ihnen nahestehende Person, Ihnen beim Üben zuzuhören. Dann wissen Sie gleich, ob Ihre Inhalte und Formulierungen auch verstanden werden. Entsprechend dieses Feedbacks adaptieren Sie Ihren Vortrag. Mein persönlicher Tipp: Nehmen Sie sich mit dem Smartphone selbst auf – damit erkennen Sie Stärken und Schwächen sehr genau. Üben Sie so lange, bis Sie das Gefühl haben, dass Ihre Rede wirklich sitzt.

5. Ruhig bleiben

Atmen Sie bewusst, aktivieren Sie Ihr Zwerchfell, indem Sie gähnen, und atmen Sie auch tief aus, am besten auf einem leicht hörbaren „f“ und zählen Sie dabei im Geist mit. Wenn Sie einige Male lang und tief ausatmen, werden Sie ruhiger. Atem- und Entspannungsübungen helfen Ihnen, die Nerven zu behalten. Auch ein kleiner Spaziergang in der frischen Luft wirkt wahre Wunder und vermindert den Stress. Denken Sie dabei an etwas Schönes oder stellen Sie sich vor, wie Sie den Applaus genießen werden, wenn Sie die Rede hinter sich haben.

6. Haltung entsteht im Kopf

Unsere Gedanken leiten unsere Wirkung. Das, was ich mir denke, versucht der Körper auch umzusetzen. Wenn ich mir schon vor dem Rede-Auftritt denke, ich werde das nicht schaffen, es ist so schrecklich vor Menschen zu sprechen, hoffentlich verliere ich nicht den Faden oder ich habe Angst vor einem Blackout… dann werden Sie auch nicht kompetent und souverän rüber kommen. Denn dann ist das Gehirn darauf programmiert: Hilfe ich habe Angst. Mit einem positiven Mindset und der Einstellung: „Ja, ich schaffe das!“, werden Sie mit ein wenig Übung Ihre Redangst in den Griff bekommen.

7. Mut haben

Wir sind alle nur Menschen, also sagen Sie ruhig vor der Präsentation, dass Sie ein wenig aufgeregt sind. Keiner wird Sie deshalb auslachen. Seine Ängste und Bedenken offen zuzugeben, zeugt von Mut und macht Sie beim Publikum sympathisch. Und selbst wenn Sie während der Rede den Faden verlieren oder sich verhaspeln, so ist das kein Malheur. Trinken Sie einen Schluck Wasser, atmen Sie tief ein, suchen Sie sich Ihren Anknüpfungspunkt am Stichwortzettel und sprechen Sie einfach weiter. Eine kleine Pause tut auch den Zuhörern gut, damit Sie das Gesagte verarbeiten können.

8. Lächeln

Lächeln ist der beste Weg, andere freundlich zu stimmen. Lächeln ist ein wichtiger Puffer gegen Missstimmung und Aggression, Lächeln löst freundliche Antworten aus, und Lächeln stimmt sie selbst auch froh. Auch wenn Sie innerlich nervös sind, wirken ein tiefer Atemzug und ein Lächeln wahre Wunder.

Gastautorin Angela Pengl-Böhm ist PR-Beraterin, Kommunikations- und Präsentationstrainerin.​ www.kommunikations-trainerin.at
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