Neben Menschen porträtiert Franziska Brenner in ihrem Fotostudio im burgenländischen Siegendorf am liebsten die Natur. „Ich gehe für Shootings kurz vors Haus und hole Äste, Blätter oder Gemüse aus dem Garten, um Objekte für ein Stillleben in Szene zu setzen.“ Am liebsten verlegt sie aber überhaupt ihr Studio ins Freie. „Die großen Studioblitzer habe ich bei Outdoor-Shootings immer dabei. Statt einer blassen Studiowand bilden dann Wald oder Wiese den Hintergrund. Wenn man in die Landschaft blitzt, entsteht eine ganz eigene Bildatmosphäre, weil die Farben dadurch extrem kräftig und kontrastreich wirken.“
„Das Leben ist grau genug“
Entsättigte Farben und der Trend zum Available Light in der Fotografie, bei dem nur natürliches Licht verwendet wird? Das sei nichts für sie, sagt die 29-Jährige, die während des Zoom-Interviews in ihrem Studio sitzt – die eine Wand im Hintergrund pink, die andere in kräftigem Orange gestrichen. „Ich liebe starke Farben und Kontraste. Das Leben ist ja grau und trist genug!“ Sie merkt an, dass das Wort „Fotografie“ aus dem Altgriechischen stamme und so viel wie „Lichtmalerei“ bedeute. In diesem Sinne nutzt Franziska Brenner gern die ganze Palette.
Mit Blitz und viel Kontrast
Die gebürtige Deutsche ist Absolventin des Diplom-Lehrgangs für Berufsfotograf:innen am WIFI. Nach dem Abschluss der berufsbegleitenden Weiterbildung 2021 hat sie ihre Lehrverpflichtung als Latein-Professorin an einem Gymnasium reduziert und baut sich derzeit ein zweites berufliches Standbein als Fotografin auf. „Es ist heutzutage sehr schwierig, sich von der Masse abzuheben. Jede:r kann ja mit dem Handy Fotos machen, und natürlich kann man sich mit ganz viel Selbstdisziplin alles selbst aneignen. Für mich war aber diese Ausbildung genau das Richtige. Ich habe irrsinnig von ihr profitiert.“
Erst die Basics, dann „üben, üben, üben“
Als Beispiel für einen neuen Bereich, den sie erst mithilfe des Lehrgangs erobern konnte, nennt Brenner die Blitzlichtfotografie: „Uns wurden alle Basics beigebracht: Wie mache ich eine Lichtskizze, wie erreiche ich den gewünschten Effekt? Danach hieß es: üben, üben, üben.“ Der Lehrgang habe ihr geholfen, den Blick für die Fotografie zu schärfen und den Beruf aus unterschiedlichen Perspektiven zu sehen. „Wir sind von tollen Expert:innen durch verschiedene Themen geführt worden – von rechtlichen Fragen über die Arbeit im Studio bis zur Bildgestaltung, also dem eher künstlerischen Aspekt.“
Beautyretusche am Computer
Nach gut einem Jahr Selbstständigkeit kristallisierten sich Franziska Brenners Spezialgebiete heraus. „Ich mache viel Produkt-, Hochzeits- und Porträtfotografie. Und sehr gerne fotografiere ich auch reifere Frauen.“ Ihr persönliches Steckenpferd seien Cocktails, die sie fotografisch in Szene setzt, damit der Charakter des Getränks hervortritt. „Das Drumherum – Vorbesprechungen, Papierkram, Bildbearbeitung“ nehme die meiste Zeit im beruflichen Alltag in Anspruch, aber die Zeit am Computer störe sie nicht. „Die Bildbearbeitung macht mir in der Regel Spaß: Eine Beautyretusche für ein Porträtfoto ist aufwendig. Es dauert schon mal 45 bis 60 Minuten, bis die Haut schön glatt aussieht und kein Pickel mehr zu sehen ist.“
Vom Lehrgang zur Community
Zwischendurch sei ihr der Austausch mit Berufskolleg:innen wichtig. Die Gruppe aus dem WIFI-Diplom-Lehrgang halte nach wie vor Kontakt. Vor allem die fotografischen Hausübungen, die wir zu bestimmten Themen liefern sollten, haben uns zusammengeschweißt. Die Ergebnisse haben wir jeweils im Plenum besprochen, es gab Feedback und Verbesserungsvorschläge.“ Das sei ein wertschätzender und konstruktiver Prozess gewesen, bei dem großes gegenseitiges Vertrauen entstanden sei. Noch heute sei sie ihren Lehrgangskolleg:innen verbunden. Diplom-Kollege Alex Schwarz übernahm etwa das Shooting für einen Artikel über ihre Arbeit der im Magazin WIFI WIEN KOMPASS erschien, während Franziska Brenner Lehrgangsleiter Peter Berger kurzerhand als Fotografen für die eigene Hochzeit engagierte. „Wir sind eine Community. Wir wissen, was wir können, und wir helfen einander!“