HRM als Schlüssel der New Work-Transformation

Die Zeiten für Mitarbeitende im Human Resource Management (kurz HRM) waren noch nie so spannend und selten so herausfordernd wie gerade. In ihrem Gastbeitrag befasst sich HR-Expertin Mag. Brigitte Kosits mit der Bedeutung, die HRM heute in Unternehmen hat. Teil 1 des Artikels erklärt, warum HRM eine Schlüsselrolle in der New Work-Transformation einnimmt.

20 Jahre nach Dave Ulrichs Ruf, HRM in eine Business Partner Rolle zu bringen, sind Unternehmen inzwischen bereit – manche in den letzten Jahren schon freiwillig, andere erst kürzlich mit der Pandemie – Human Resource-Mitarbeitende als erfolgsrelevante Partner:innen anzuerkennen. Das ewig kritische Hinterfragen der Notwendigkeit und Wertschöpfung von HR-Maßnahmen stellt sich nicht mehr. Längst wissen Führungskräfte und geschäftsführende Verantwortliche, dass ohne die Kompetenz und Voraussicht des HRM vieles nicht gelungen wäre und auch zukünftig nicht gelingen kann.

Das Buzzword heißt Transformation

Die Anspannung am Arbeitsmarkt durch den seit langem andauernden Fachkräftemangel sowie neue Arbeitswerte in Kombination mit der digitalen Transformation zwingen uns, die Arbeitsstrukturen anzupassen. Das führt zu umfassenden Umbrüchen in der Arbeitswelt: Gewohnte Strukturen müssen sich hin zu einer neuen Arbeitswelt wandeln. Die Veränderung betrifft zum einen die Neugestaltung von Organisationformen und Arbeitsprozessen – Unternehmen haben sich zu reorganisieren und sich sozusagen in ihrem Äußeren zu verändern. Zum anderen geht es um eine innere Veränderung – die Veränderung der Arbeitsweise, des Arbeitsverhaltens und somit der Organisationskultur. HRM nimmt in dieser New Work-Transformation eine Schlüsselrolle ein, indem sie Unternehmen dabei unterstützt, diese so wichtige Transformation erfolgreich durchzuführen und dafür zu sorgen, dass auch während der Transformation bestmögliche Leistung erbracht werden kann.

Wenn sich Strukturen, Arbeitsabläufe und Arbeitswerte in Unternehmen ändern, sind die HR Mitarbeitenden nicht nur in der Rolle des/r Reorganisator:in, Befähiger:in und Begleiter:in dieser Transformation, sondern müssen sich auch selbst reorganisieren und transformieren. HR-Mitarbeitende stehen durch die mehrschichtige Belastung daher unter entsprechend hohem Druck.

Abbildung1: Ganzheitlicher Wandel durch HR (eigene Darstellung)

Der Wandel wird angetrieben durch die aktuellen Umfeldbedingungen wie die zunehmende Digitalisierung, die neuen Möglichkeiten mittels künstlicher Intelligenz, die noch viele Fragen offen lassen, den angespannte Arbeitsmarkt, neue Arbeitszeitmodelle und daraus folgende laufende arbeits- und sozialrechtliche Neuerungen. Auch die Erwartungen von Jobsuchenden und Jobausführenden sowie der allgemeine Wertewandel unter den Stichworten Diversität, Integration, Umwelt und sinnerfülltes Arbeiten, beschleunigen die Veränderungen.

HR-Mitarbeitende organisieren und begleiten die Unternehmensbereiche bei der Transformation und müssen sich zeitgleich auch selbst transformieren. Es ist daher unabdingbar, dass sowohl der HRM-Bereich als Ganzes als auch jede:r einzelne HR-Mitarbeitende Unterstützung und Begleitung erhält, um den Wandel auch im eigenen Umfeld vollziehen zu können.

UX + EX treiben die New World of Work

Aufgrund der technologischen Entwicklung haben Unternehmen und Privatpersonen neue Möglichkeiten erhalten, Produkte und Dienstleistungen anzubieten bzw. zu erwerben. Als Folge dieser Neuerungen haben Organisationen und Menschen ihr Verhalten in verschiedenen Dimensionen verändert – im Kauf- und Konsumverhalten, im Kommunikations- und im Kooperationsverhalten. Die Begriffe User Experience (kurz UX) und Employee Experience (kurz EX) schlagen die Brücke zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden und führen uns zum Schlüssel für die New World of Work.

Um die User Experience erfolgreich zu gestalten, muss von Seiten der Mitarbeitenden kreativ und schnell reagiert werden. Eine gute (oder besser eine sehr gute) EX bringt eine noch bessere UX.

HRM als Verantwortliche der EX

Von außen nach innen gedacht geht es bei der EX um die Frage nach der Gestaltung und Zweckmäßigkeit der Arbeitsumgebung (Gebäude, Architektur, Standort etc.), des Arbeitsplatzes (Rückzugs-, Besprechungsflächen, Akustik, Farbgestaltung, Möblierung etc.), der technologischen Ausstattung (Hardware, Software, Internetgeschwindigkeit, mobile Geräte etc.) als auch der kulturellen und persönlichen Entfaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (neue Lernmethoden, agile Kommunikationstools und neues, positives Führungsverständnis).

HRM als strategischer Business-Partner und People & Culture-Gestalter übernimmt unter Support der Führungskräfte sowie unter Teilnahme der Mitarbeitenden die Verantwortung für eine gute Employee Experience (EX) und kümmert sich um die Gestaltung aller Erlebnisse im Rahmen des Jobs.

All das zeigt: Die Anforderungen ans HRM sind hoch und sie lassen sich nur mit neuen Fähigkeiten erfüllen. Welche das sind, das lesen Sie in Kürze in Teil 2 des Artikels!

Gastautorin Mag. Brigitte Kosits ist Transformations-Coach und HR-Expertin. Am WIFI Wien leitet sie die Lehrgänge HRM Basis für Neueinsteiger:innen und HRM Professional für angehende Expert:innen- und Führungskräfte im HRM.​

 

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