Fehler passieren uns allen. Worauf es ankommt, ist, wie wir damit umgehen. Was Fehler und Humor miteinander zu tun haben und wieso Mut dabei eine wichtige Rolle spielt, weiß Gastautorin Sigrun Frohner, MSc.
Humor versus Fehlerkultur
Wie gehen Sie mit gemachten Fehlern um? Ärgern Sie sich? Streiten Sie sie ab? Lernen Sie daraus? Können Sie darüber lachen? Erfolgreiche Menschen lernen aus den eigenen Fehlern. Doch nur wenige schaffen das.
Der so oft zitierte Humor und die Gelassenheit am Arbeitsplatz sind wichtige Voraussetzungen, sich selbst nicht immer zu wichtig zu nehmen. Das gilt für Führungskräfte genauso wie für Mitarbeiter/-innen – und zwar in jedem Bereich. Trauen Sie sich einfach, mit einer Anekdote oder einem witzigen Zitat in ein Meeting oder eine Präsentation einzusteigen. Motivieren Sie Ihr Team zu kreativen Vorschlägen. Und vor allem: Lernen Sie daraus, dass eine humorvolle Einlage bei den Kollegen/-innen vielleicht auch mal nicht gut ankommt.
Wie man Fehler vermeidet…
Die Bereitschaft, Misserfolge zu erwarten und auch auszuhalten, hat etwas mit Mut zu tun. Ohne den funktioniert auch der Humor nicht. Das ist wie bei der Kreativität: Aus Fehlern lernen wir, nächstes Mal machen wir es besser. Ein wichtiger Grundsatz einer guten Fehlerkultur.
Interessant ist: Je mehr Fehler man einkalkuliert, desto weniger macht man. Viele Sportler/-innen kennen das. Oder auch Schauspieler/-innen. Die beste Leistung erbringen sie im Training oder bei der Probe. Damit auch beim großen Auftritt alles gut geht, heißt es: Bleib locker, auch wenn etwas schief geht. Chefinnen und Chefs, die ihren Mitarbeiter/-innen Fehler erlauben, können damit rechnen, dass weniger passieren.
Stimmungskiller Perfektionismus
Einer meiner Fehler ist zum Beispiel, keine machen zu wollen. Der zweite der Hang zum Perfektionismus. Perfektionisten/-innen können anstrengend sein – sowohl für sich selbst als auch für die Umgebung. In meiner Arbeit als Trainerin kann ich mir Perfektionismus zwar erlauben, außerdem werde ich dafür bezahlt, jeden Fehler so schnell wie möglich zu entdecken und es beim nächsten Mal besser zu machen. Wenn man jedoch im Team arbeitet, sollte man lernen, einen anderen Umgang mit Fehlern zu finden. Wenn Vorgesetzte jeden Fehler registrieren und null Fehlertoleranz zeigen, wirkt sich das demotivierend auf die Mitarbeiter/-innen aus.
In der Kunst des Improvisationstheaters gilt die Regel: Störungen haben Vorrang. Fehler zu erwarten und dann humorvoll und gelassen mit ihnen umzugehen, ist eine Kunst, die sich viel produktiver auf das Tagesgeschehen, die Mitarbeitermotivation, Zuhörbegeisterung und die eigene Lernkurve auswirkt als das krampfhafte Bestreben, jeden Fehler zu vermeiden.
Darum: Gutes Qualitätsmanagement heißt nicht zwangsläufig, dauernd auf der Suche nach Perfektion zu sein. Der wichtigste Faktor sind Mitarbeiter/-innen, die gern im Unternehmen arbeiten und Spaß bei der Arbeit haben. Ja – richtig gelesen. Denn auch die Kreativität des Einzelnen wird dadurch gefördert und die Leistung steigt.
Von Genies und Erfindern lernen
Das ist jetzt kein Plädoyer, alle Fehler zu ignorieren. Im Gegenteil. Es kommt nur auf die Einstellung zu Fehlern an. Geben Sie klare Ziele vor. Passieren Fehler, dann decken Sie diese konstruktiv und wertschätzend auf. Fragen Sie nach Lösungsvorschlägen, beziehen Sie die Mitarbeiter/-innen in die Entscheidungsfindung mit ein. Somit ermöglichen Sie auch einen entsprechenden Lernprozess.
Der Vater des lateralen Denkens und Erfinder unzähliger Kreativitätstechniken Edward de Bono machte in diesem Zusammenhang eine interessante Entdeckung: Bei einer Analyse zahlreicher Biographien von Genies und Künstlern entdeckte er, dass die besonders Begabten sehr hartnäckig und ausdauernd in Bezug auf ihre Fehler waren. So verdankte Leonardo da Vinci seine Erfolge nicht einem genialen Geistesblitz sondern dem Ausschluss von Fehlern. Der Legende nach soll das Universalgenie da Vinci mehr als 5000 Versuche unternommen haben, bevor sein erster Flugkörper in der Luft blieb.
Wieviel Versuche geben Sie sich? Wie viele Fehler erlauben Sie sich und Ihren Mitarbeiter/-innen?
Gastautorin Sigrun Frohner, MSc, ist selbstständige Trainerin für Kommunikation und Soft Skills und arbeitet als Coach für Stress- und Burnout-Prophylaxe. Sie war viele Jahre in Unternehmen der Gesundheitsbranche tätig. Außerdem ist sie seit 2015 ausgebildeter Stimm- und Sprechcoach. www.die-stress-expertin.at
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