Digitales Lernen, Online-Trainings, hybride Lernformate – sie sind gekommen, um zu bleiben. Wie man auch im virtuellen Setting ein optimales Lernerlebnis schafft, haben wir bei Mag. Susanne Riegler, Trainermanagement im WIFI Wien, nachgefragt.

Wer selbst schon Teilnehmer:in in einem Online-Seminar war, kennt das vielleicht: Eben nimmt man sich noch vor, voll konzentriert den Ausführungen des/der Trainer:in zu folgen, schon ertappt man sich dabei, gedankenverloren zum Smartphone zu greifen. Prinzipiell kann uns das natürlich auch in einer Präsenzveranstaltung passieren, die Wahrscheinlichkeit ist im virtuellen Raum aber ungleich höher. Das liegt mitunter daran, dass man bei Online-Vorträgen schneller abschweift, als dies offline der Fall ist – und es gleichzeitig mehr Anstrengung erfordert, bei der Sache zu bleiben.

Hier liegt zugleich auch eine der größten Stolperfallen, die bei der Umstellung eines Präsenztrainings in ein Online-Training, auftreten können: „Oft sind digitale Formate auf Online Live Sessions beschränkt, die stark vortragslastig sind. Aber 8 Stunden Präsenztraining einfach 8 Stunden online abzuhalten, macht meist wenig Sinn“, so Susanne Riegler, Expertin für Lernmethoden und Didaktik am WIFI Wien. „Hier wäre eine Auseinandersetzung mit kollaborativen Gestaltungsmöglichkeiten wichtig. Um das Lernen im virtuellen Raum lebendig zu gestalten, ist es wesentlich, die Teilnehmer:innen aktiv einzubinden, methodisch für Abwechslung zu sorgen und genügend Raum für die Praxis der Teilnehmer:innen zu schaffen.“ Damit die Aufmerksamkeit aufrechtbleibt, hilft es zudem, der Gruppe regelmäßig Fragen zu stellen. Dabei gilt übrigens die 7-Sekunden-Regel – so lange solle man Zeit zum Nachdenken lassen.

Eine gute Beziehungsebene für gute Zusammenarbeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der ein erfolgreiches Training – offline sowie online – ausmacht, ist die Verbindung der Teilnehmer:innen untereinander, das Sich-miteinander-Austauschen. Susanne Riegler: „Der Aufbau einer guten Beziehungsebene ist für eine gute Zusammenarbeit unerlässlich. Trainer:innen tun hier gut daran, ausreichend Platz zu schaffen für das Kennenlernen und das Miteinander-Arbeiten.“ Doch was in Präsenzveranstaltungen durch die unmittelbare Nähe, durch gemeinsame Pausen und Co. fast wie von selbst geschieht, braucht im virtuellen Format mehr Unterstützung.

„Vom gemeinsamen Gestalten einer digitalen Pinnwand über Skalierungsabfragen bis zu kreativen Methoden – für jede Art von Training gibt es die passende Warm-up-Übung. Ein Beispiel, das sich etwa online gut umsetzen lässt: Jede:r zeigt einen Gegenstand her, der bei ihm/ihr am Schreibtisch steht und erzählt, was dieser mit ihm/ihr zu tun hat“, erklärt die Expertin. Für größere Gruppen hat sie noch einen weiteren Tipp parat: „Achten Sie darauf, dass es rasch die Möglichkeit gibt, in Kleingruppen ins Gespräch zu kommen. Außerdem sind konkrete Arbeitsaufträge und Fragestellungen wesentlich.“

Während man im Präsenz-Format stets die Rückmeldung bekommt, ob die Teilnehmer:innen aufmerksam bei der Sache sind, ist das online schwieriger – vor allem, wenn nicht alle Kameras aktiviert sind. Idealerweise sollten die Teilnehmer:innen daher schon im Vorfeld des Trainings aufgefordert werden, mit Kamera am Seminar teilzunehmen, rät Mag. Riegler. So wisse jede:r, was auf ihn/sie zukommt. Was hilft, wenn Bildschirme trotzdem schwarz bleiben: „Diese Personen möglichst oft direkt ansprechen und mit ihnen kommunizieren.“ Eine besondere Herausforderung im Training sind übrigens hybride Formate. „Dieses Setting ist sehr komplex, weil man sich hier auf verschiedene Dinge konzentrieren muss“, bringt es Susanne Riegler auf den Punkt. „Wenn die Anzahl der Teilnehmer:innen vor Ort und online ungefähr gleich ist, bewährt sich ein Lernbuddy-System: Dabei kümmert sich jede:r Teilnehmer:in im Raum um eine:n Kollegen/Kollegin online. Wichtig ist, hybrid nur mit Kameras zu arbeiten, die für so ein Setting auch wirklich geeignet sind“, ergänzt die Expertin.

Auch wenn in den letzten Jahren viel Learning by Doing passiert ist und sich viele Trainer: innen bereits digitale Skills selbst beigebracht haben – Susanne Riegler zufolge macht es dennoch Sinn, sich aktuelles Know-how zum Thema anzueignen: „Eine Weiterbildung zum Thema gibt einem die Chance, die eigene Praxis zu reflektieren, sich zu verbessern und von anderen zu lernen.“ Gelegenheit dazu haben Trainer:innen zum Beispiel in der WIFI-Ausbildung zum/zur Online-Trainer:in.

Mag. Susanne Riegler, Trainermanagement im WIFI Wien, ist Expertin für Lernmethoden, Didaktik und kollaboratives Arbeiten.

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