Ob es sich noch lohnt, sein Geld in Sparprodukte anzulegen, verrät Erwin Hof, Leiter der Wiener Börse Akademie.
Was gilt es zu beachten, wenn man sein Geld anlegen möchte?
Erwin Hof: Bevor investiert wird, braucht es eine Bestandsaufnahme der finanziellen Lage. Sie beginnt mit der Gegenüberstellung der monatlichen Einnahmen und Ausgaben und der Klärung der Frage, wieviel Geld am Monatsende „übrig bleibt”. Ebenso werden bereits vorhandene „Aktiva“ wie Bankguthaben, Bausparverträge, Wertpapiere, Gold, Immobilien oder sonstige Wertgegenstände sowie Verpflichtungen (z. B. Kredite) erfasst. Sollten noch keine nennenswerten Aktiva vorhanden sein, gilt es möglichst rasch einen Notgroschen zurückzulegen, um damit im Bedarfsfall für mehrere Monate das Auslangen finden zu können.
Und wenn der Notgroschen vorhanden ist …?
Dann kann der nächste Schritt gesetzt werden. Dabei sollten die fünf Grundsätze der Geldanlage beachtet werden:
1. Grundwissen aufbauen und informieren, denn Bildung ist der beste Anlegerschutz
2. Das Risiko streuen, d.h. nicht „alle Eier in einen Korb” legen
3. Einen möglichst langen Zeithorizont wählen, denn Investieren ist ein Marathon und kein Sprint
4. Immer nur Stück für Stück investieren und nicht auf den goldenen Zeitpunkt warten
5. Und stets auf die Gebühren achten.
Lohnt es sich überhaupt, sein Geld in Sparprodukte anzulegen?
Fakt ist, dass Sparer:innen schon seit über 10 Jahren mit einer Niedrigzins-Situation konfrontiert sind. Seit etwa einem Jahr haben sich darüber hinaus unangenehm hohe Inflationsraten hinzugesellt. Der nominelle Zins minus der Inflation ergibt den Realzins. Dieser ist für den/die Sparer:in entscheidend. Die wenigsten wissen, dass die Realzinsen historisch betrachtet, immer wieder für längere Perioden im negativen Bereich lagen. Somit war Sparen schon in den vergangenen Jahrzehnten für den Vermögensaufbau wenig geeignet.
Investieren statt sparen lautet also die Devise. Welche Alternativen gibt es zu herkömmlichen Sparprodukten?
Eine Alternative stellen Wertpapiere, insbesondere Aktien und Anleihen, dar. Sie werfen historisch gesehen höhere Renditen ab, bei gleichzeitig höherem Risiko, das sich etwa durch Kursschwankungen zeigt. Das kurzfristige Risiko lässt sich jedoch langfristig mit der richtigen Strategie erheblich reduzieren. Weitere Alternativen sind Immobilien oder Rohstoffe. Die durchschnittlich erwartbare jährliche Rendite von langfristigen Aktien-Investments liegt zwischen 6-8 Prozent.
Warum haben sich Aktien langfristig bewährt?
Aktien stellen eine Beteiligung an einem Unternehmen dar. Somit profitieren Aktionär:innen vom Erfolg ihres Unternehmens. Die Weltwirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen und gleichzeitig ist auch unser Wohlstand stark angestiegen. Einer der Gründe waren zahlreiche Innovationen und die Steigerung der Produktivität. Beides vereinen erfolgreiche Unternehmen, die auch an der Börse notieren. Wer an dieser Erfolgsgeschichte partizipieren möchte, hat die Möglichkeit in rund 50.000 börsennotierte Unternehmen weltweit zu investieren.
Erwin Hof, MSc ist Lehrgangsleiter der Wiener Börse Akademie des WIFI Wien und für den Finanzbildungsbereich der Wiener Börse zuständig.
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