Worauf es beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement ankommt und warum ein gesundes Miteinander viel mit der inneren Haltung zu tun hat.
Für mehr als ein Drittel der Unternehmen ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) in wirtschaftlichen Krisenzeiten wichtiger denn je. Das bestätigt die größte Arbeitgeberstudie Deutschlands „#whatsnext2020 – Erfolgsfaktoren für gesundes Arbeiten in der digitalen Arbeitswelt“. Insgesamt beteiligten sich an der Online-Befragung 1.192 Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes in ganz Deutschland. BGM rückt also immer mehr in den Fokus.
Doch was steckt dahinter? „Jedes Unternehmen braucht nicht nur leistungsfähige, sondern auch leistungswillige MitarbeiterInnen. Fachlich qualifizierte MitarbeiterInnen zu gewinnen und auch langfristig zu halten wird immer schwieriger. Daher ist BGM auch im Sinne des Facharbeitermangels kein ‚Nice to have‘, sondern ein ‚Must have‘“, sagt Mag. Gerda Ruppi-Lang. Sie ist Sprecherin des Arbeitskreises „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ der Wirtschaftskammer Wien und leitet am WIFI Wien den Kurs „Betriebliches Gesundheitsmanagement als Erfolgsfaktor“.
Leistungsfähigkeit steigern
Betriebliches Gesundheitsmanagement bedeutet also nicht nur die Prävention physischer und psychischer Erkrankungen und die Wiedereingliederung nach krankheits- und unfallbedingten Ausfällen. „Engagement, Loyalität und Kreativität wird erhöht durch gesundheitsförderliches Führungsverhalten – hiermit sind üblicherweise auch keine Kosten verbunden“, so die Expertin. Oft sind mit „gesunden“ Veränderungen auch sofort „Quick-Wins“ und langfristig produktivere Prozesse verbunden, die durch strategisches BGM erst aufgedeckt werden.
Um BGM im Unternehmen einführen zu können, brauche es immer eine Top-Management-Entscheidung, so Mag. Ruppi-Lang. „Und wenn die positiven Einflussmöglichkeiten erst mal erkannt wurden, werden gerne weitere Schritte gesetzt und es entstehen sinnvolle Maßnahmenpakete.“ Im nächsten Schritt gilt es dann, diese Aktivitäten systematisch zu bündeln und ein Steuerungssystem mit Zielen und Messkriterien zu installieren. „Es braucht – wie bei jedem Organisationsentwicklungsprozess – ein gutes Projektmanagement, damit Strukturen und Prozesse systematisch und nachhaltig verändert werden können. Und zwar in Richtung gesundheitsfördernde Bedingungen, damit alle Organisationsmitglieder zu eigenverantwortlichem, gesundheitsbewusstem Handeln befähigt werden.“
Auch für KMU geeignet
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist für alle Betriebsgrößen sinnvoll. Dabei ist auf die individuellen Gegebenheiten Bedacht zu nehmen, denn nicht alle Maßnahmen passen zu jeder Branche und Betriebsgröße, so die Expertin. Mag. Ruppi-Lang: „Gerade für Klein- und Kleinstbetriebe gibt es zahlreiche Förderungen. Unternehmen konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft und externe Beratung beugt Ausfällen vor und verhilft zu verbesserten Unternehmensergebnissen.“ Denn je kleiner ein Unternehmen ist, desto schmerzhafter wäre ein längerer Ausfall von MitarbeiterInnen für das Unternehmen.
Damit BGM auch funktioniert, müssen sich alle aktiv daran beteiligen. „Führungskräfte müssen integre Vorbilder sein, MitarbeiterInnen müssen ‚mitwirken‘ im Sinne von kreativ mitdenken und bereit sein, bei den selbst mitgestalteten Maßnahmen auch mitzumachen“, sagt Mag. Ruppi-Lang. „Betriebliches Gesundheitsmanagement leben bedeutet, ehrlich und authentisch sein, konstruktive Kommunikation, viel Information, achtsam miteinander umgehen und aufeinander zugehen. Gesundes Miteinander ist vielfältig und es rechnet sich, über gesundes Führen eine positive Hebelwirkung zu erzielen. Innovative Unternehmen nutzen BGM, um aktiv in Richtung Leistungsfähigkeit und Produktivität zu steuern.“
Mag. Gerda Ruppi-Lang ist Unternehmensberaterin und Mediatorin.
Bildcredits: © fizkes/Stock.adobe.com (Titel), © Florian Wieser (Porträt)