Ob im Job, für die Karriere oder im Verkauf: Beziehungen schaden nur dem, der keine hat. Denn erfolgreiche Menschen sind bestens vernetzt, sie haben Spaß an guten Gesprächen und sind zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Doch was ist das Geheimnis echter Netzwerker/-innen? Und: Wie kann jede/-r aktiv Kontakte knüpfen, um sie zu einem funktionierenden Beziehungsgeflecht auszubauen? Wie Sie die hohe Kunst des Netzwerkens lernen können, verrät Kommunikationsexpertin Beatrice Seum im Interview.
Frau Seum, was machen gute Netzwerker/-innen richtig?
Beatrice Seum: Sie besitzen eine positive Grundeinstellung zu anderen Menschen, sind offen für Neues und können gut zuhören. Das Schöne daran: Damit können sie ihre Ziele schneller und oft ohne Umweg erreichen. Denn gut vernetzte Menschen wissen, wen sie anrufen können, wenn sie etwas brauchen.
So mancher empfindet Netzwerken als notwendiges Übel …
Beatrice Seum: Grundsätzlich soll Networking ja Spaß machen und ungezwungen stattfinden. Doch viele empfinden es tatsächlich als lästig, fremde Menschen ansprechen zu müssen und sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Hier sollte man das alte Sprichwort „Eigenlob stinkt” umformulieren in „Eigenlob stimmt”. Das bewirkt eine positive Grundstimmung, mit der man dann viel leichter auf andere zugehen kann.
Und wenn es jemandem nicht so leicht-fällt, viel zu reden?
Beatrice Seum: Viele glauben, sie müssten beim Netzwerken viel reden. Das stimmt nicht, denn besser ist es, sich mit der richtigen Strategie und durchdachten Fragen auf den/die Gesprächspartner/-in zu fokussieren und herauszufinden, wo seine/ihre Interessen liegen und wie man ihm/ihr behilflich sein kann. Denn Netzwerken ist keine Einbahnstraße!
Wie legt man am besten fest, wer zum beruflichen Netzwerk gehören sollte? Gibt es eine Strategie, die Sie Networking-Einsteiger/-innen empfehlen können?
Beatrice Seum: Als Erstes gilt es, sich Gedanken zu machen, welche Branche, welche Zielgruppe und welche Zielpersonen überhaupt für einen interessant sind. Was erwarte ich von diesen Kontakten? Was will ich damit erreichen? Und dann sollte ich mir überlegen, welche Veranstaltungen diese Menschen besuchen. Hilfreich ist es, sich eine Checkliste mit den wichtigsten Eckdaten anzulegen. Sonst besucht man planlos viele Netzwerkveranstaltungen und ist am Ende womöglich vom Ergebnis enttäuscht. Hier spielt die gute Vorbereitung eine wesentliche Rolle.
Und was ist für die Vorbereitung auf eine Netzwerkveranstaltung zu beachten?
Beatrice Seum: Networking ist ja in erster Linie ein Erfahrungsaustausch. Es geht darum, wer welche Erfahrungen hat und wie Synergien gemeinsam genutzt werden können. Wer sich also vorher überlegt, welche Meinung er oder sie zum Thema der Netzwerkveranstaltung hat und welche Fragen passen, ist im Vorteil. Das Wichtigste ist aber, stets genügend Visitenkarten und einen Stift griffbereit zu haben. So kann man sich Notizen machen und die Visitenkarten austauschen, ohne umständlich danach suchen zu müssen.
Auf fremde Menschen zuzugehen ist für viele nicht einfach. Wie kommt man dennoch am besten ins Gespräch? Gibt es bestimmte Einstiegsfragen, die sich besonders eignen?
Beatrice Seum: Ein ehrliches Interesse am Gegenüber ist die wichtigste Voraussetzung. Was immer funktioniert, ist, andere nach der Meinung zum Veranstaltungsthema zu fragen oder was am besten gefallen hat. Noch einfacher ist es, mit der Frage „Guten Abend, mein Name ist …, darf ich mich zu Ihnen setzen/stellen?“ das Eis zu brechen. Den anderen Besucher/-innen der Veranstaltung geht es ja ähnlich wie einem selbst. Hier ist jeder dankbar, nicht selbst den ersten Schritt tun zu müssen, um in Kontakt zu kommen.
Im besten Falle hat man am Ende einer Netzwerkveranstaltung sehr viele Menschen kennengelernt. Wie gelingt es aber, bereits beim ersten Kennenlernen derart Eindruck zu hinterlassen, dass man in Erinnerung bleibt?
Beatrice Seum: „Wer nicht auffällt, fällt durch“ ist ein altes Networking-Sprichwort. In erster Linie punkten fröhliche Menschen mit einer positiven Einstellung. Jeder, der einem anderen Menschen etwas Positives sagt, bleibt länger in Erinnerung. Dabei sind Ehrlichkeit und Authentizität aber essenziell. Denn wer in eine Rolle schlüpft oder das Gesagte nicht wirklich meint, wird von seinem Gegenüber schnell entlarvt werden und verliert seine Glaubwürdigkeit.
Verraten Sie zum Abschluss noch die häufigsten Fehler, die beim Netzwerken passieren?
Beatrice Seum: Es nicht zu tun! Mit einer Ausnahme: Wer schlechte Laune verbreitet, über die Veranstaltung lästert, nur von sich selbst erzählt und kein wirkliches Interesse am Gegenüber hat, bleibt besser zu Hause.
5 Tipps, um das berufliche Netzwerk zu erweitern:
Erich Kästner sagte schon: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“
1. Haben Sie den Mut, den ersten Schritt zu tun.
2. Hören Sie aktiv zu und merken Sie sich wichtige Informationen.
3. Machen Sie sich bewusst, was Sie besonders gut können und wie Ihr Gegenüber davon profitieren kann.
4. Analysieren Sie, wie das Gespräch verlaufen ist, und optimieren Sie es gegebenenfalls für das nächste Mal.
5. Zeigen Sie Humor! Erst recht, wenn es nicht so gut läuft.
Beatrice I. Seum ist ausgebildete Kommunikationstrainerin und Mediatorin mit den Schwerpunkten Kommunikation, Persönlichkeitsentwicklung, Konfliktmanagement, Gruppendynamik und Selbsterfahrung.
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