Manche dekorieren ihn liebevoll, manche machen ihn zum Hort ihres kreativen Chaos und für wieder andere muss er in erster Linie funktional sein – der Arbeitsplatz. Doch egal, welche Variante man persönlich bevorzugt, es lohnt sich, den Arbeitsplatz in den Fokus zu rücken. Denn Studien zeigen: Die Arbeitsumgebung hat nicht nur Einfluss darauf, ob wir uns in der Arbeit wohlfühlen, sie beeinflusst auch, wie motiviert und engagiert wir unserer Arbeit nachgehen.
Einfluss auf Motivation und Leistung
Geht es um die Motivation der Mitarbeiter/-innen, denken viele zuerst an Dinge wie Geld, Sinnhaftigkeit oder Anerkennung. Was jedoch oft wenig beachtet wird: Auch die Arbeitsumgebung hat Einfluss darauf, wie engagiert und motiviert wir bei der Arbeit sind. Folglich wirkt sich das Arbeitsumfeld auch auf unsere Leistung aus. Mag. Barbara Koppensteiner, zertifizierte Arbeitsplatzexpertin: „Die Gestaltung des Arbeitsplatzes hat, neben vielen anderen Faktoren, einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeitsleistung.“ Entsprechend sollte darauf geachtet werden, „ein Arbeitssystem so zu gestalten, dass das Wohlbefinden der Mitarbeiter/-innen gesteigert und damit deren Leistungsfähigkeit gestärkt wird“, so Koppensteiner weiter. Auch Brigitte Sommer, Coach und Trainerin, u. a. im Bereich effizienter Arbeitsplatzgestaltung, sieht in der Optimierung der Arbeitsbedingungen einen Schlüssel für maximale Arbeitsleistungen. Denn dadurch werden auch gesundheitliche Beeinträchtigungen bei Mitarbeitern/-innen vermieden. „Das ist eine Win-Win-Situation für beide – Arbeitgeber/-innen und Arbeitnehmer/-innen“, so die Expertin. Allerdings: nur 20 % der Mitarbeiter/-innen sind laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) mit ihrem Arbeitsplatz sehr zufrieden. Bei 40 % besteht hingegen großes Optimierungspotenzial. Einen Blick auf die richtige Gestaltung des Arbeitsplatzes zu werfen, lohnt sich also.
Umfeld an Menschen anpassen
Worauf sollte nun aber bei der Arbeitsplatzgestaltung geachtet werden? Koppensteiner bringt es auf den Punkt: „Wichtig ist, das Arbeitsumfeld an den Menschen anzupassen, und nicht umgekehrt, wie es häufig noch geschieht.“ Die Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, sind dabei vielfältig – von ergonomischen Lösungen, wie der individuellen Einstellung von Arbeitstisch und Stuhl, bis hin zu Faktoren wie Licht, Akustik und Klima. Auch „Pflanzen, Farbe und Material beeinflussen die Atmosphäre in der Bürolandschaft wesentlich“, weiß Koppensteiner. So werden zum Beispiel „Naturmaterialien und Naturfarben von den Mitarbeitern/-innen viel harmonischer wahrgenommen als Arbeitswelten mit viel Glas und weißem Mobiliar“. Befragt man Mitarbeiter/-innen nach ihren Wünschen im Zusammenhang mit der Gestaltung des Arbeitsplatzes, so zeigt eine weltweite Umfrage von Oxford Economics: Top-Priorität hat die Möglichkeit, ohne Unterbrechungen arbeiten zu können. Eng in Zusammenhang damit steht auch die Akustik. Laut Sommer ist diese neben der Beleuchtung, dem Raumklima und der Farbgestaltung einer der Aspekte, auf den noch zu wenig Augenmerk gelegt wird. Mit negativen Folgen, denn: „Lärm verhindert konzentriertes Arbeiten, führt zu Fehlern, Demotivation und Stress. Aufgrund zahlreicher Lärmquellen sind Mitarbeiter/-innen heute in Büros aber einem viel zu hohen Lärmpegel ausgesetzt“, so Sommer weiter. Vor einer besonderen Herausforderung stehen hier vor allem Großraumbüros. Helfen kann dabei der Einsatz von „weichen Materialien, wie z. B. Akustikpaneelen aus Filz oder Hanf, anstelle von schallharten Oberflächen wie Glas oder Betonwänden“, weiß Koppensteiner.
Auch Eigenverantwortung gefragt
Auf alle Aspekte unserer Arbeitsumgebung können wir natürlich nicht Einfluss nehmen. Dennoch können wir auch selbst etwas tun. Denn, so Koppensteiner: „Während die Unternehmen die ergonomischen Ressourcen und ein gutes Arbeitsumfeld bereitstellen sollten, liegt es in der Verantwortung der Mitarbeiter/-innen, diese auch zu nutzen.“ Sommer führt als Beispiele die richtige Handhabung der Maus und der Tastatur, die richtige Einstellung von PC und Büromobiliar oder auch eine übersichtliche Strukturierung der einzelnen Bereiche am Schreibtisch an. Außerdem sollte man in diesem Zusammenhang auch unbedingt auf den eigenen Körper hören: „Dieser sendet Signale aus, die wir an unserem Arbeitsplatz unbedingt ernst nehmen sollten. So ist es ratsam, z. B. bei Müdigkeit oder Unkonzentriertheit rechtzeitig Pausen einzulegen oder bei Nacken- und Rückenschmerzen Entspannungsübungen zu machen“, rät Sommer. Und wie wird unsere Bürowelt eigentlich in Zukunft aussehen? Koppensteiner: „Arbeiten wird in entspannter Atmosphäre stattfinden, in einem modernen, kreativ gestalteten Büro, wo Raum ist für kommunikatives wie konzentriertes Arbeiten und in dem auch Rückzug möglich ist. Außerdem werden non-territoriale Arbeitsplatzmodelle an Bedeutung gewinnen: Der/Die Mitarbeiter/-in sucht sich den für seine /ihre Arbeitsaufgabe besten Arbeitsplatz.“
Mag. Barbara Koppensteiner ist Absolventin des Lehrgangs „Ausbildung zum/zur Innenraumgestalter/-in“, Fachkraft für Ergonomie und zertifizierte Arbeitsplatzexpertin.
Brigitte Sommer ist Coach und freiberufliche Trainerin, unter anderem im Bereich effiziente Arbeitsplatzgestaltung und Arbeitstechniken sowie Lehrgangsleiterin im Bereich Office-Management.
Bildcredits: Coverbild: (c) sukiyaki/shutterstock, Portrait Koppensteiner: (c) Koppensteiner, Portrait Sommer: (c) Weinwurm