Wie entwickeln sich Trainings, Workshops, Ausbildungen und Seminare nach der Corona-Krise? Welche Trends in der Aus- und Weiterbildung zeichnen sich in Österreich ab? Mag. Barbara Kluger-Schieder, Leiterin der Bildungseinrichtungen der Wirtschaftskammer Wien, sprach dazu auf der Jahrestagung von Stimme.at, dem Berufs- und Qualitätsverband der Stimm- und Sprechtechnik-ExpertInnen im deutschsprachigen Raum.
Hören Sie hier das gesamte Interview (Credit: Ingrid Amon). Das Wichtigste in Kürze haben wir für Sie zusammengefasst:
WIFI Wien-Blog Redaktion: Welche Erfahrungen haben Sie am WIFI Wien zu Beginn der Corona-Krise mit Online-Trainings gemacht?
Mag. Barbara Kluger-Schieder: Auf Trainer-Seite stand zu Beginn der Corona-Krise natürlich noch die Technik im Vordergrund – mit welchem Programm arbeite ich, wie unterstütze ich, wenn TeilnehmerInnen Schwierigkeiten haben, in den virtuellen Raum einzusteigen etc. Sehr bald rückte aber auch im Online-Format die Interaktion und Zusammenarbeit der TeilnehmerInnen in den Fokus. Wir am WIFI Wien haben rasch reagiert und Webseminar-erfahrene TrainerInnen eingeladen, Kurzworkshops für andere TrainerInnen abzuhalten. Die Schulungen der Programme und die Weitergabe von Tipps und Tricks halfen den TrainerInnen, sich weniger um die Technik und mehr um Inhalt und Didaktik kümmern zu können.
Auf Teilnehmer-Seite wurde das Online-Angebot durchwegs gut angenommen. Eine von uns letztes Jahr beauftragte Umfrage zeigte: Für knapp 70 % hat die Umstellung auf Distance Learning gut funktioniert und mehr als drei Viertel der Befragten sprachen dem WIFI-Trainerteam eine hohe Kompetenz im Distance Learning zu. Zwei Drittel schätzten zudem die Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Als größte Herausforderung wurde hingegen von der Hälfte der Befragten der fehlende soziale Austausch genannt.
Was aus dieser Zeit wird bleiben? Was hat sich bewährt?
Hier zeigt sich deutlich, dass sich vor allem hybride Formate durchsetzen werden. Stichwort: Blended Learning. Das bestätigen die Ergebnisse einer von uns kürzlich durch OGM durchgeführten Umfrage, bei der die Kombination aus Online- und Präsenz die größte Zustimmung fand. Die künftige Trainings-Normalität wird daher das Beste aus diesen beiden Welten verbinden. Inhalte werden individuell und flexibel auf genau die Art angeboten, die der aktuellen Lebensrealität der KundInnen entspricht.
Die Bevorzugung reiner Online-Kurse bleibt ein Minderheitenphänomen. Auch das zeigte die OGM-Umfrage. Die Ablehnung reiner Online-Kurse wird dabei vor allem mit der fehlenden bzw. mangelhaften sozialen Interaktion begründet. Den Befragten fehlt z.B. der soziale Austausch über Lerninhalte in den Pausen. Obendrein sind überall dort, wo der direkte Austausch, das persönliche Netzwerken oder die Kommunikation besonders wichtig sind wie z.B. bei Themen aus dem Persönlichkeitsbereich, Präsenztrainings nach wie vor stärker gefragt.
Welche Weiterbildungsthemen sind in den Vordergrund getreten?
Betrachtet man die verschiedenen Themenbereiche, die künftig eine große Rolle spielen, so erwarten wir eine zunehmende Nachfrage vor allem in den Bereichen Innovation und Unternehmertum, Controlling und Finanzmanagement, Kompetenz- und Skills-Management, Digitalisierung sowie Balance und Gesundheit. Vor allem dieser letzte Bereich hat aufgrund der Corona-Krise, die bei vielen Menschen zu einem Umdenken geführt hat, an Bedeutung gewonnen.
Wie sehr hat sich die Nachfrage von Unternehmen verändert?
Bei den Unternehmen konnten wir mit Beginn des ersten Lockdowns eine Einstellungsänderung beobachten: Die Offenheit und Akzeptanz gegenüber online durchgeführten Trainings stieg deutlich. Für viele Unternehmen hat sich gezeigt: Auch virtuelle Trainings funktionieren und bringen zusätzliche Vorteile mit sich – wie vermehrte Flexibilität und Ortsunabhängigkeit. Insgesamt hängt die Bereitschaft, virtuelle Trainings zu besuchen, jedoch stark vom Thema ab. Während IT- und Technik-Themen im vergangenen Jahr im Online-Format boomten, gab es im Bereich der Persönlichkeit bis jetzt eine größere Zurückhaltung.
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