Ursprünglich stammt das Wort „Stress“ aus der Physik und definiert damit die Verzerrung oder Verbiegung eines Materials unter Druck oder Belastung. In der sozialpsychologischen Begrifflichkeit ist mit „Resilienz“, die innere psychische Widerstandskraft gemeint. Sie beschreibt die Fähigkeit von Menschen, in Krisensituationen auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zurückzugreifen, die Situation zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.
Wie Stress vorbeugen?
Wie es um die persönliche Resilienzfähigkeit jeder/-s Einzelnen bestellt ist, ist sehr unterschiedlich. Resilienz ist nicht angeboren, sondern der Grundstein für eine hohe innere Widerstandskraft wird in der Kindheit gelegt und ist von einigen Faktoren begünstigt. Man kann die Resilienzfähigkeit im Erwachsenenalter durch konkrete Handlungen und Übungen kultivieren. Stressmanagement ist auf den ersten Blick Arbeit, die sich jedoch lohnt. Ein großer Stolperstein sind unsere Interpretationen von Situationen. Sie stellen sich vor die Tatsachen. Wir erleben Enttäuschung und Ärger. Innere Einstellungen und Reaktionsmuster lassen sich aber bewusst verändern.
Die 7 Schlüsselfaktoren der Resilienz
Maddi Salvatore und sein Team von der Universität Chicago konnten nach einer Langzeitstudie mit 450 Managern/-innen einer amerikanischen Telefongesellschaft, die sich in einer Phase starker Veränderungen befanden, eine Splittung der Belegschaft beobachten. Viele wurden krank und unproduktiv. Doch ein Drittel der Mitarbeiter/-innen blieb gesund und zufrieden. Aus den Studien ging hervor, dass etwa jeder dritte Mensch über so viel Resilienz verfügt, dass er belastende Ereignisse und schlechte Rahmenbedingungen gut verkraften kann. Was hat sie dazu bewogen?
1. Sie haben beschlossen, weiterhin ihr Bestes zu geben, um erfolgreich zu bleiben.
2. Sie glaubten daran, Einfluss auf die Ergebnisse zu haben, und setzten sich Ziele.
3. Sie haben die Kontrolle über ihr Tun und über ihre Reaktion auf den Druck behalten.
Veränderung als Chance
Einige der 450 Manager/-innen der Studie wurden in dieser Zeit gekündigt. Auch hier konnte ein Drittel davon identifiziert werden, das die Veränderung als Chance erkannt und neue, erfolgreiche Wege eingeschlagen hat. Salvatore und sein Team untersuchten und analysierten Faktoren, die die Widerstandsfähigkeit eines Menschen positiv beeinflussen, und entwickelten aus diesen Erkenntnissen das Resilienzkonzept, welches auf folgenden 7 Schlüsselfaktoren fußt.
Akzeptanz: Akzeptieren Sie bereits Vergangenes, vorbei ist vorbei. Nehmen Sie an, was passiert ist, und nutzen Sie die Chance zu Veränderung. Zum Akzeptieren gehört auch das Loslassen – lassen Sie los, wenn die Zeit dafür gekommen ist. It is, what it is. Das ist bei privaten Veränderungen wie auch bei Veränderungsprozessen in Unternehmen ein wichtiges Element!
Optimismus: Vertrauen Sie darauf, dass es besser wird. Krisen sind zeitlich begrenzt und können überwunden werden. Es gibt immer auch ein Morgen! So können Sie auf das, was passiert, Einfluss nehmen. Bei der Bewertung von Situationen ist es hilfreich, den Fokus bewusst auf die positiven Aspekte zu lenken. Das Hervorheben der positiven Emotionen stärkt auch die Teamzusammenarbeit in Unternehmen.
Selbstwirksamkeit: Seien Sie sich Ihrer Fähigkeiten und Stärken bewusst. Trotz der schwierigen Situation können Sie Ihr Ziel erreichen. Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse und gehen Sie Ihren Weg. Bei der Übernahme von neuen Aufgaben ist es oftmals hilfreich, Vertrauen in seine Fähigkeiten zu haben, sich Dinge zuzutrauen, auch wenn man anfangs noch Unterstützung benötigt. Fragen Sie auch nach Unterstützung und Training. Jetzt handlungsfähig zu sein hilft. Also weniger raunzen und mehr selbst anpacken!
Verantwortung: Stärken Sie Ihre Eigenverantwortung und verlassen Sie die Opferrolle. Erkennen Sie Ihre Leistungsgrenzen. Menschen, die Verantwortung für sich übernehmen, können sich meist auch gut reflektieren, überprüfen ihre inneren Überzeugungen, können aus Fehlern lernen und betrachten Situationen nicht einseitig, sondern aus mehreren Perspektiven. Feedback von Freunden/-innen, Kollegen/-innen und Vorgesetzen hilft Ihnen dabei, klarer zu sehen.
Netzwerkorientierung: Warten Sie nicht zu lange. Erkennen Sie, wo Sie Unterstützung benötigen. Suchen Sie sich diese und nehmen Sie die Hilfe an. Dabei geht es auch um die Fähigkeit, mit anderen Kontakt aufnehmen zu können, sich in andere hineinzuversetzen, mit verschiedenen Persönlichkeiten zurechtzukommen. Ein gutes Netzwerk ist vor allem in Zeiten des Umbruchs eine große Unterstützung – im Unternehmen und auch im privaten Umfeld.
Lösungsorientierung: Werden Sie aktiv! Richten Sie Ihren Blick auf die Lösung und legen Sie los. Probleme sind da, um gelöst zu werden. Es wird von niemandem erwartet, sofort eine Lösung parat zu haben, auch nicht von der Führungskraft. Der Fokus liegt auf dem Lösungsraum in der Zukunft und es soll Zeit und Raum gegeben werden, eigenständig oder im Team Lösungsansätze zu entwickeln und ihre Auswirkungen stets zu hinterfragen.
Zukunftsorientierung: Erkennen Sie Ihre Möglichkeiten und nehmen Sie Ihre Chancen wahr. Planen Sie Ihr Leben und sorgen Sie dafür, dass Sie Ihre Pläne realisieren. Im Unternehmensbezug zielt dieser Faktor auf die Vision und die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ab. Ziele und Prozesse werden festgelegt und verfolgt – aber auch regelmäßig hinterfragt und den aktuellen Gegebenheiten angepasst.
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