Das Geheimnis erfolgreicher eLearning-Projekte

Unternehmen setzen immer mehr auf das digitale Lernen. Worauf es dabei ankommt und welche Rolle ein/eine eLearning-ManagerIn hat, verrät Bildungsmanagement-Expertin Sünne Eichler.

Frau Eichler, was macht das Lernen mit digitalen Medien so erfolgreich?

Sünne Eichler: Es bietet die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig zu lernen, im eigenen Lerntempo, bei Bedarf und über unterschiedliche Kanäle – also weg vom Gießkannen-Prinzip und hin zum individuellen Lernpfad. Erfolgreich kann der Einsatz digitaler Medien aber nur dann sein, wenn das Konzept sorgfältig und bedarfsorientiert entwickelt wurde und auch das geeignete Medium ausgewählt wurde.

Viele hofften, dass eLearning das Lernen in Unternehmen radikal verändert.

Lernen und Arbeiten wächst zusammen. Das heißt, wir müssen das Training zu den Lernenden bringen und nicht umgekehrt. In vielen Unternehmen gehört eLearning bereits zum Alltag und hat viel Veränderung hin zum selbstbestimmten Lernen gebracht. Von daher sehe ich Bewegung in dem Thema. Wichtig ist, die jeweiligen Stakeholder mitzunehmen und für eine nachhaltige Veränderung braucht man Zeit. „Radikal“ ist da vielleicht nicht der geeignete Weg, man sollte eher „beharrlich“ sein.

Wann ist ein eLearning-Projekt im Unternehmen erfolgreich?

Erfolgreich ist eLearning, wenn es aus dem Projektstatus herausgewachsen ist und selbstverständlicher Bestandteil in Unternehmensprozessen ist. Wichtig ist dabei die strategische Verankerung und die Akzeptanz bei den Stakeholdern wie den Lernenden und dem Management. Dazu braucht es auch die notwendigen Ressourcen, um kontinuierlich an der Weiterentwicklung der digitalen Bildungsstrategie zu arbeiten.

Welche Rolle spielt der HR-Bereich?

Eine sehr große! Manche müssen aber noch eine andere Sichtweise einnehmen: Weg vom Verwalten hin zum Gestalten von (digitalen) Bildungskonzepten. Ich würde mir wünschen, dass noch mehr PersonalerInnen oder PersonalentwicklerInnen zum Treiber des Themas eLearning werden und Innovationen in ihrer Organisation vorantreiben.

Dazu benötigt es auch eine entsprechende Unternehmenskultur …

Ja, hier brauchen wir ein einheitliches Verständnis vom Management bis zu den Lernenden – auch bezüglich der großen Bedeutung kontinuierlicher Qualifizierung.

Könnte ein/eine eLearning-ManagerIn helfen?

Sehr gut sogar, denn eLearning-ManagerInnen konzipieren und koordinieren alle Maßnahmen rund um den Einsatz digitaler Medien in der Bildung bzw. Weiterbildung. Sie verankern das Thema in der Organisation und sind gleichzeitig Treiber von Innovationen beim Lernen.

Sie bieten gemeinsam mit dem WIFI Wien die Ausbildung zum/zur Certified European eLearning-ManagerIn an. Was sollte man an Kompetenzen für diese Ausbildung mitbringen?

Da eLearning sehr interdisziplinär ist, kann man sehr unterschiedliches Vorwissen mitbringen, z.B. aus der Personalentwicklung, der IT oder dem Management. eLearning hat aber seine ganz spezifischen Fragestellungen, deshalb ist es wichtig, sich gesondert dafür zu qualifizieren. Der Kurs richtet sich an diejenigen, die eLearning-Projekte von Grund auf richtig angehen wollen. Zudem ist der Kurs auch für jene wertvoll, die bereits eLearning-Erfahrung haben, aber Struktur in ihr Vorgehen bekommen wollen und aktuelles Know-how und konkrete Tipps aus der Praxis für die Praxis suchen. Diese Kombination funktioniert in den Lerngruppen wunderbar.

Was muss man berücksichtigen, um als eLearning-ManagerIn erfolgreich zu sein?

Als eLearning-ManagerIn sollte man gut in der Organisation vernetzt sein. Besonders spannend finde ich, dass man in eLearning-Projekten unterschiedliche Dimensionen wie Didaktik, Technologie, Design und Management zusammenführen muss. Es spielt keine Rolle, ob GeneralistIn oder SpezialistIn – man muss nur die Sichtweise des anderen verstehen und in das Projekt integrieren können. Daher sind auch Diplomatie, Begeisterungsfähigkeit und eine gewisse Beharrlichkeit hilfreich. Bei allen technischen Möglichkeiten, die uns beim Einsatz von eLearning begegnen, sollte man aber immer Folgendes im Blick behalten: Erst der Mensch – und dann die Technik!