Worauf es beim richtigen Sprechen ankommt und wie Sie Ihre Stimme bewusster einsetzen. Sprech- und Stimmtrainerin Petra Falk im Interview.

Frau Falk, was sind die Grundsätze des richtigen Sprechens?

Petra Falk: Sprache ist im Prinzip nichts anderes als ein Code. Als der Mensch begonnen hat zu sprechen, kam er in die Lage, seine Gedanken mit verbalen Codes zu versenden. Diese Funktion im Gehirn nennen wir Sprechdenken. Der/Die ZuhörerIn entschlüsselt die Codes und wandelt sie in Gedanken um, diese Funktion nennen wir Hörverstehen. Wichtig ist es daher, dass unsere Codes bestimmten Regeln folgen. Sie dürfen nicht zu lang sein, denn sonst kann unser Gegenüber sie nicht entschlüsseln.

Welche Regeln sollten dabei beachtet werden?

Lange Schachtelsätze sollten unbedingt vermieden werden und am Satzende sollte die Stimme abgesenkt, also der Punkt gesprochen und der Satzkern stark betont werden. Nur wenn wir eine gute Struktur in der Sprache haben, kommt das, was wir sagen auch so an, wie wir wollen.

Und welche Rolle spielt die Stimme?

Eine festere und eher tiefere Stimme vermittelt uns Sicherheit, dem/der RednerIn wird mehr Glauben geschenkt. Wichtig ist, dass man den ganzen Körper als Resonanzraum nutzt und nicht nur den Hals- und Kopfbereich, denn das tun wir automatisch, wenn wir nervös, unsicher oder ängstlich sind. Gleichzeitig muss man darauf achten, auch Raumresonanz zu erzeugen, indem man im Raum die optimale Nachhallzeit erzeugt. So erzeugen wir Stimmpräsenz und das Zuhören wird erleichtert.

Lispeln, Silben verschlucken und Nuscheln: Wie kann man die häufigsten Aussprachefehler vermeiden?

Wichtig ist, dass man beim Sprechen große Artikulationsbewegungen macht und den Mund ausreichend öffnet. Es gibt Übungen, mit denen man den sogenannten „Kieferöffnungswinkel“ vergrößern kann. Silben verschlucken und Nuscheln rühren häufig daher, dass man zu wenig Platz für die Artikulationsbewegungen im Mund hat. Mit Sprechtraining ist das allerdings relativ einfach zu beheben.

Und wie kann man seine Stimme auch in stressigen Situationen zur Geltung bringen?

Hier ist vor allem die richtige Atemtechnik wichtig. Wenn wir nervös, hektisch oder ängstlich sind, neigen wir dazu, sehr flach zu atmen. Das treibt den Stimmsitz nach oben und die Stimme wirkt dünner und brüchiger. Aber auch mit der inneren Haltung kann man viel steuern. Man kann das Adrenalin auch nutzen, um in den „Kampfmodus“ anstatt in den „Fluchtmodus“ zu gehen, damit verbessert sich die Performance beim Sprechen.

Wie kann ein Sprechtraining dabei helfen?

Gutes Sprechtraining umfasst immer mehrere Techniken. Mein Training setzt sich aus den Säulen „Technik, innere Haltung und Verhaltenstraining“ zusammen. Mit einem Sprechtraining kann man den Einsatz von Sprache und Stimme umlernen, ungünstige Verhaltensweisen aufgeben und durch neue ersetzen. Nach einem guten Sprech- und Stimmtraining hat der Kunde sein Sprechverhalten optimiert, aber seine Individualität und Persönlichkeit nicht verloren.

Die nonverbale Kommunikation ist auch ein wesentlicher Faktor …

Ja, genau. Deshalb ist es wichtig ist, Menschen, die sich für Sprech- und Stimmtraining interessieren, mitzuteilen, dass der verbale und nonverbale Auftritt immer ganzheitlich betrachtet werden muss. Es ist nicht sinnvoll, klingen zu wollen wie ein/e RadiosprecherIn oder BurgschauspielerIn. Authentizität, Charme, Sprech- und Stimmtechnik müssen immer Hand in Hand gehen.

Petra Falk verfügt über 10 Jahre Erfahrung als Radio- und Fernsehsprecherin. Sie arbeitet als Sprech- und Stimmtrainerin und hält am WIFI Wien den Kurs „Erfolgsfaktor Stimme – Karrierefaktor Sprache”.

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