Talentmanagement braucht ein ganzheitliches, proaktives und auch fantasievolles Herangehen, um High Potentials langfristig an das Unternehmen zu binden.

Die Zeit, in der ArbeitnehmerInnen ihre gesamte Karriere in ein und demselben Unternehmen verbracht haben, ist längst vorbei. Vor allem junge ArbeitnehmerInnen wechseln immer häufiger ihren Job. Das führt zu steigenden Fluktuationsraten und Mehrkosten für Unternehmen. „Im Hinblick auf die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt wird es für Unternehmen immer wichtiger, den Blick einerseits nach innen zu richten und potenzielle Talente zu erkennen – und andererseits für High Potentials ein attraktiver Arbeitgeber zu sein”, sagt Günther Mooshammer, ehemaliger Senior Vice President eines weltweit agierenden Elektronikkonzerns und früherer Leiter der HR-Management-Ausbildung am WIFI Wien.

Klares Feedback und intensive Förderung

Doch was ist diesen Talenten wichtig? Dazu befragte die Unternehmensberatung Kienbaum 2020 über 1.000 ausgewählte Talente. 95 % der befragten Personen wollen Inhalte und Formate für ihre berufliche Entwicklung selbst auswählen. Dazu wünschen sie sich passende Entwicklungsangebote. Ihre Motivation sich weiterzuentwickeln, ist vor allem auch an einen spürbaren Beitrag zur Erreichung der Unternehmensziele gekoppelt. 85 % der befragten Personen möchten in einem Unternehmen arbeiten, in dem alle Mitarbeitenden gleich intensiv gefördert werden. Auch sind ihnen klares Feedback und Unterstützung aus dem unmittelbaren Arbeitsumfeld besonders wichtig.

Talentmanagement als Teil der Unternehmenskultur

Welche Rolle spielt die HR, wenn es darum, geht Talente zu erkennen und zu fördern? „Das Talentmanagement ist ein Teil des ganzheitlichen Personalmanagements und daher übernimmt hier HR die Rolle des Projektleads, um den Rahmen, die Richtung und den kontinuierlichen Prozess zu steuern und zu treiben”, sagt Mag. Brigitte Kosits, HR Interim Managerin, Businesscoach und jetzige Leiterin der HR-Management-Ausbildung am WIFI Wien. „Die Führungskräfte sind ebenso in der Verantwortung, da sie eine zentrale Rolle in der Ausgestaltung der einzelnen Prozessschritte haben. Ihre Haltung, ihre Kommunikation und ihre gelebten Führungsmethoden kreieren jene Führungskultur, die MitarbeiterInnen schätzen und die sie begeistert oder sie zu einem Jobwechsel ‚motiviert‘. Wie Talentmanagement gelebt wird, ist also Teil der Unternehmenskultur.”

Mehr als nur Fachkraft

Damit dies gelingt, braucht es PersonalistInnen, die ganzheitlich, vorausschauend und zielgerichtet denken und handeln. Mag. Kosits: „Als HR-ManagerIn muss ich nicht Fachkraft für alles sein, sondern vielmehr die Verbindungen, Synergien und Hürden zwischen den einzelnen Bereichen zutage fördern. Vorausschauend heißt, die absehbare Zukunft mitzudenken. Indem wir uns Ziele setzen, tragen wir entsprechend zur wünschenswerten Zukunft bei. Das tun wir, indem wir sehr gut zuhören, viele ressourcenorientierte Fragen stellen, uns über Optionen und Machbarkeiten austauschen und diese mit Hilfe von Beteiligten zum Leben erwecken.”

Auf die Haltung kommt es an

Neben all dem Fachwissen und der Methodenkompetenz sind auch interkulturelle Kompetenz, Diversität und Integration wichtig. „Wir schaffen einen wünschenswerten Arbeitsplatz dadurch, dass wir Unterschiede willkommen heißen, gemischte Teams fördern und sie, wo notwendig, dabei unterstützen, eine respektvolle und offene Haltung zu etablieren”, so die HR-Expertin. „Das ist nicht alleinige Aufgabe der HR, sondern hier sind wir alle aufgerufen, schwierige Situationen aufzugreifen und zu überwinden.”

Mag. Brigitte Kosits ist Leiterin der HR-Management-Ausbildung am WIFI Wien.

Ing. Günther Mooshammer ist der ehemalige Leiter der HR-Management-Ausbildung am WIFI Wien.

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