Nach einem abgeschlossenen Jus-Studium absolvierte Gabriel Ehrentraud einen Wirtschafts-MBA und arbeitete zehn Jahre im öffentlichen Dienst. Eine beachtliche Karriere – doch sein Traumberuf war ein anderer. In seinem Gastbeitrag erzählt er warum er Bäcker wurde und wie sich der Weg zu seinem Traumberuf gestaltete.

Einen klassischen Nine-to-five-Job mit vorhersehbarem Tagesablauf bis zur Pension? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Also musste eine Kurskorrektur her. Die Bäckerei versprach Abwechslung, Arbeit mit den Händen und das Gefühl, jeden Tag zu sehen, was ich geleistet habe.
Ich war überzeugt, dass finanzielle Einbußen im neuen Beruf durch persönliches Glück mehr als aufgewogen würden. Schwierig war der Wechsel vor allem organisatorisch. In Österreich gibt es verschiedene Fördermodelle für ein „Bildungs-Upgrade“. Das Handwerk hat in Österreich auch nach der Aufwertung der Meisterprüfung noch immer nicht jenen Stellenwert, der ihm zweifellos zusteht. Ein Handwerksberuf nach einem Studium ist für viele die Möglichkeit, sich persönlich und beruflich neu zu verwirklichen.

Vom Studium zum Meisterkurs

Nach der nötigen Praxiszeit konnte ich zur außerordentlichen Lehrabschlussprüfung antreten. Ganz ohne das Theoriewissen der Berufsschule habe ich einen Vorbereitungskurs beim WIFI Oberösterreich absolviert und danach die Prüfung problemlos bestanden. Mein Wissensdurst war aber noch nicht gestillt. Damit war der Weg für den Meisterkurs vorgezeichnet. In einem einjährigen Kurs am WIFI Wien lernte ich alles Nötige über Fachrechnen und Fachkunde. Sehr gut liefen hier die Zusammenarbeit des WIFI mit der Bäckerinnung und die einwöchige Praxis-Vorbereitungswoche. Die Unterrichtseinheiten haben mich perfekt auf die Prüfung vorbereitet, inspiriert hat mich außerdem der Austausch mit den anderen Kursteilnehmer:innen und den Vortragenden.

Abteilungsleiter bei Manner

Aktuell bin ich als Abteilungsleiter in der Bäckerei der Firma Manner tätig. In dieser Position kann ich mein studiertes juristisches und wirtschaftliches Wissen ebenso einbringen wie meine neuen Bäcker-Kenntnisse. Ich gehe jetzt jeden Tag voller Freude zur Arbeit und genieße es, Produkte herzustellen, die anderen ebenso Freude bereiten. Den Schritt aus der pragmatisierten Sicherheit in eine ungewisse Zukunft habe ich nie bereut und kann anderen nur empfehlen, auf das Herz und die Leidenschaft zu hören. Entsprechende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die bei dieser Kurskorrektur unterstützen, gibt es genug!

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