Freie Redner:innen: Bei Hochzeiten die richtigen Worte finden

Der Beruf „Freie/r Redner:in“ wird immer beliebter, denn sie sind oft bei den wichtigsten Festen des Lebens dabei und gestalten diese sehr persönlich und voller Emotionen. Karin Beck ist freie Rednerin und begleitet seit über zehn Jahren Brautpaare an ihrem Hochzeitstag. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was es alles für diesen Beruf braucht – und wie man die perfekte Hochzeitsrede hält.

Frau Beck, was bereitet Ihnen als freie Rednerin am meisten Freude?

Wenn ich beim Halten der Rede in die gespannten Gesichter blicke und die Emotionen der Paare und der Gäste spüre. Zu sehen, was Worte bei Menschen bewirken können, ist einfach unfassbar schön.

Sie sprechen über die Liebesgeschichte von Paaren, die Sie selbst erst seit Kurzem kennen. Woher nehmen Sie die Inspiration für solche Reden?

Meist erzählen mir die Paare in der Vorbereitung eine Geschichte nach der anderen, und währenddessen fällt mir oft schon ein geeignetes Ritual oder eine liebe Überraschung ein, die ich auch gleich notiere. Ich liebe Details, die dazu beitragen, dass es keine gewöhnliche Rede wird, sondern Worte und Gefühle, an die sich viele Menschen lange und gerne zurückerinnern.

Was macht denn eine gelungene Rede aus?

Der Anfang und das Ende sind sehr wichtig, beides sollte ein kleines Highlight sein. Dazwischen sollte es abwechslungsreich sein und immer wieder Überraschungsmomente geben – sozusagen ein Wechselbad von emotionalen Worten und Humor, der die Menschen zum Lachen bringt. Zusätzlich ist es auch wichtig, einen perfekten Ausgleich zwischen Worten, Liedern und Ritualen zu schaffen.

Da kommt es sicher auch noch auf die Performance an, oder?

Ja, Körpersprache ist in unserem Job alles. Man kann noch so eine tolle Rede schreiben und wundervolle Worte finden – wenn die Körpersprache nicht dazu passt, wirken diese Worte nie so wie sie sollten. Auch die Stimme ist natürlich ausschlaggebend, genauso wie eine gute Körperhaltung und die dazu passende Mimik.

Welche Fähigkeiten bzw. Kompetenzen muss man für diesen Beruf mitbringen?

Das Wichtigste ist sicherlich die Freude an der Arbeit mit Menschen. Zuhören und auch raushören, was den Brautpaaren wichtig ist und empathisch sein, um alles authentisch umzusetzen – darauf kommt es an. Neben der Freude am Schreiben, sollte man es auch lieben, vor Menschen zu stehen und die Reden authentisch zu präsentieren.

Sie leiten am WIFI Wien die Ausbildung zum/zur freien Redner:in für Festlichkeiten und Events. Wovon profitieren Ihre Teilnehmer:innen am meisten?

Ich lege in der Ausbildung sehr viel wert darauf, dass aus einer wild zusammengewürfelten Gruppe Menschen werden, die sich in dieser Zeit gut kennenlernen, miteinander wachsen und viel voneinander lernen. Das ist mein spezielles Konzept für diesen Kurs und dieses Konzept hat sich bislang bewährt. Die Absolvent:innen profitieren natürlich auch von meiner Erfahrung. Ich teile wirklich alles mit ihnen, alle wundervollen Erlebnisse, aber auch so manche Fehler oder Ereignisse, die mir am Anfang meiner Karriere passiert sind. Auch ist mir wichtig, den Kursteilnehmer:innen mitzugeben, dass sie absolut keine Konkurrent:innen sind. Denn jeder freie Redner, jede freie Rednerin, ist einzigartig und findet seine Klientel.

Sind freie Redner:innen gefragt?

Ja, die Berufsaussichten sind sehr gut. Der Trend ist nun schon einige Jahre da, hat aber noch lange nicht seinen Höchstpunkt erreicht. Ich habe viele Redner:innen ausgebildet und kenne viele Kolleginnen und Kollegen – über zu wenig Aufträge können wir uns alle nicht beklagen.

Karin Beck ist Hochzeitsrednerin für Freie Trauungen (freiezeremonie.at) und leitet am WIFI Wien die Ausbildung zum/zur freien Redner:in für Festlichkeiten und Events