Jeder Mensch – egal ob Kind oder Erwachsener – hat seine eigene Art wie er am besten lernt. Doch: Wissen Sie überhaupt welcher Lerntyp Sie sind? Und besonders spannend für Trainer, Lehrer und Eltern: Ist es im Alltag möglich zu erkennen, mit welchem Lerntyp man es zu tun hat? Wir haben bei unserem Bildungs- und Berufsberater Ing. Franz Stadler nachgefragt.

Lernstoffe gelangen auf den unterschiedlichsten Wegen in unser Gehirn: übers Sehen, Hören, übers „Begreifen“ mit unseren Händen. Wir lernen mit unseren Sinnen. Demnach unterscheiden wir auch zwischen vier Lerntypen:

Der praktische Lerntyp …

… lernt besonders gut, indem er selbst tätig wird und am besten gleich mal ausprobiert. Dienlich sind ihm Rollenspiele, Gruppenarbeiten und „learning by doing“. Beim Lernprozess legt der praktische Lerntyp beispielsweise Rechenaufgaben mit Material auf oder baut gerne Dinge nach.
Wenn es darum geht, den Stoff zu lernen, läuft er bevorzugt auf und ab und gestikuliert während er den Stoff wiederholt. Im Unterricht profitiert der praktische Lerntyp, wenn der Lernstoff in Gruppen erarbeitet wird oder es die Möglichkeit des Experimentierens gibt.

Unser Bildungs- und Berufsberater Ing. Franz Stadler weiß, was dem praktischen Lerntyp beim Lernen besonders hilft: „Das sind Bewegung, Experimente, Gruppenarbeiten und natürlich das Nachmachen.“

Und wie erkennt man, dass man es als Trainer oder Lehrer mit einem praktischen Lerntyp zu tun hat? „Kennen Sie jemanden, der alles gerne in die Hand nimmt? Dann handelt es sich ziemlich sicher um einen praktischen Lerntyp“, erklärt Stadler mit einem Augenzwinkern. „Der praktische Lerntyp greift alles an, er zerlegt schon im Kindesalter sein Spielzeug, später dann seine Uhren oder sein Moped. Wenn er es dann wieder zusammenbaut, hat er auch die Funktionalität verstanden. Im Physikunterricht beginnen die Augen des praktischen Lerntyps zu leuchten, wenn ein Experiment ansteht.“

Für den kommunikativen Lerntyp …

… gilt: „Es geht doch nichts über ein gutes Gespräch oder eine spannende Diskussion.“ Für ihn ist die sprachliche Auseinandersetzung mit den Lerninhalten sehr wichtig. Wenn er Erklärungen mit anderen durchbespricht, bleiben sie ihm gut im Gedächtnis. In der Gesprächssituation hilft es ihm, wenn er sowohl Fragen stellen kann, als auch selbst derjenige ist, der den Stoff erklärt und ausführt. In jedem Fall gilt: Der Austausch mit anderen wird großgeschrieben! Im Unterricht profitiert der kommunikative Lerntyp bei Diskussionen und Gruppenarbeiten.
Beim Lernen helfen laut unserem Bildungs- und Berufsberater besonders Gespräche, Diskussionen und Lerngruppen.
Bei der Frage, wie man einen kommunikativen Lerntyp am besten erkennt, lacht der Experte: „Merkmal: ‚Quasselstrippe‘, fällt mir sofort dazu ein. Nein, jetzt im Ernst: Der kommunikative Lerntyp stellt viele offene Fragen: Wer? Wie? Warum? Wieso? Wo und wann? Er will durch den Dialog Meinungen und Sichtweisen abfragen und dadurch ein Gefühl für Prozesse, die es zu erfassen gilt, gewinnen.“

Der visuelle Lerntyp …

… prägt sich ausgezeichnet ein, was er sieht. Dabei ist es ganz gleich ob er die zu lernenden Informationen liest oder ob er einen spezifischen Handlungsablauf beobachtet. Bücher, Mitschriften und Skripten sind beim Lernen von großer Bedeutung. Auch Grafiken und Bilder helfen ihm, sich die zu lernenden Informationen leichter zu merken. Der visuelle Lerntyp hat auch immer einen Textmarker parat, mit dem er wichtige Passagen unterstreichen kann. Im Unterricht hilft es ihm am meisten, wenn der Lehrer seine Erklärungen zusätzlich an die Tafel schreibt.
Als besonders hilfreich beim Lernen führt Stadler Bücher, Mitschriften, Bilder, Grafiken, Lernposter, Videos, Lernkarten und Textmarker an.

Und wie erkenne ich als Laie einen visuellen Lerntyp? „Das kann der introvertierte, stille Beobachter sein“, erklärt Stadler. „Sein Motto ist: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Er wird Sie immer auffordern, bildhaft und emotional zu sprechen. Wenn er dann im Kopf ein Bild hat, kann er es gut beschreiben.“

Der auditive Lerntyp …

… behält besonders gut im Gedächtnis, was er gehört hat. Er liebt es beim Lernen Selbstgespräche zu führen oder die Lerninhalte laut vor sich herzusagen. So gelingt es auch sehr gut, das Gelernte auswendig wiederzugeben. Im Unterricht profitiert er am meisten, wenn ihm der Lernstoff vorgetragen wird.
Stadler weiß, was dem Lernenden besonders hilft: „Das sind Audio-CDs, Vorträge und natürlich auch Gespräche.“

„Beim auditiven Lerntyp ist es fast so, als hätte er bei einer Prüfung ein kleines Männchen im Kopf sitzen, das ihm alles einflüstert, was er dann niederschreibt. Er weiß die Dinge vom ‚Hören-Sagen‘. Oft hört man von einem auditiven Lerntyp: ‚Das hat mir der Lehrer gesagt‘“, erklärt der Experte.

Gilt es nur noch eines zu beachten:

„Niemand lernt nur mit einem Sinn“, weiß Stadler. „Daher ist es im Unterricht nicht sinnvoll Schülerinnen und Schüler in verschiedene Lerntypen aufzuteilen und entsprechend zu unterrichten. Vielmehr gilt: Je mehr Sinne im Lernprozess beteiligt sind, umso größer der Lernerfolg. Was noch in diesem Zusammenhang erwähnt werden muss: Lernen passiert individuell, autonom und wird stark emotional aus den bisherigen Lernerlebnissen geprägt. Mit Lernerlebnissen ist gemeint: War ich bisher erfolgreich? Ist mir mit meiner Methode das Lernen leicht gefallen? Oder: Wie wurde ich bisher in Prüfungssituationen behandelt? – Als Lehrer kennt man die Lernerfahrungen seiner Schüler nicht. Unser Beratungsangebot der ‚Lernorganisation‘ ist unter anderem sehr hilfreich, um solch negative Lernerfahrungen in künftig positive Erfahrungen zu verwandeln.“

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