Worauf es bei der Auswahl alternativer Anlagen ankommt und wie man auch mit kleinen Geldbeträgen Gutes bewirken kann, erklärt Mag. Alexandra Bolena im Interview.

Frau Mag. Bolena, was genau bedeutet Sustainable Finance (SF)?

Alexandra Bolena: Sustainable Finance will Finanzflüsse nachhaltig und klimaverträglich kanalisieren. Es geht darum, alle InvestorInnen – von PrivatanlegerInnen bis zum milliardenschweren Staatsfonds, aber auch Versicherungen, Banken, Pensions- und Abfertigungskassen – dazu zu bewegen, bei ihren Geldanlagen darauf zu achten, dass diese unserer Umwelt in sozialen, ökologischen und ethischen Dimensionen nicht schaden.

Wodurch unterscheidet sich SF von Green Finance?

Green Finance umfasst Investments in Themen wie Abfallvermeidung, in erneuerbare Energieprojekte oder in innovative Mobilitätskonzepte. Zwar bewirken ökologische Investments natürlich in den meisten Fällen auch soziale Verbesserungen, aber Sustainable Finance ist weiter gefasst. Wer nach SF-Prinzipien investiert und sich mehr auf das „S“ für social besinnt, der tätigt Investments in die Felder Gesundheit oder Erziehung, beachtet Diversity und investiert nur in Unternehmen, für die nicht bloß die Gewinnmaximierung, sondern auch „softe Faktoren“, wie z.B. faire Löhne und Verbote von Kinderarbeit wichtig sind.

Die Aussicht auf hohe Rendite spielt eine nicht unerhebliche Rolle bei der Auswahl von Finanzprodukten …

Es gibt heute kaum mehr Unternehmen, geschweige denn Fondsgesellschaften, die nicht von sich behaupten, „nachhaltig“ zu agieren. Natürlich ist Rendite für alle AnlegerInnen wichtig, aber die Fragen, wie Rendite zustande kommt, werden immer lauter. Private AnlegerInnen, ob sie nun direkt als KleinanlegerInnen investieren oder als institutionelle AnlegerInnen riesige Summen zum Veranlagen haben, wollen zunehmend mit gutem Gewissen investieren.

Welche nachhaltigen alternativen Anlagen gibt es?

Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten, sein Geld für sich arbeiten zu lassen: Einzelinvestments in Aktien oder Anleihen von nachhaltigen Unternehmen. Oder man kann im Rahmen von SF breiter gestreut in Fonds oder ETFs, die auf nachhaltige Themen setzen, investieren. Neben diesen täglich handelbaren Investments gibt es für langfristiger orientierte SF-AnlegerInnen eine Vielzahl weiterer Varianten: Fondskonstrukte, wo das Geld über längere Zeit gebunden ist, zu „nachhaltigen Themenfeldern“ von B wie Bildung bis W wie Waldwirtschaft, oder auch Social Private Equity Fonds, über die man in mehrere „Sozialunternehmen“ gleichzeitig investieren kann. Wer bereit ist, etwas mehr Risiko einzugehen, kann sich auch über Crowdinvestments an Projekten und innovativen Start-ups beteiligen. Wer Klein- und Kleinstunternehmen im Globalen Süden unterstützen möchte, sollte sich Mikrofinanzfonds ansehen.

Wie kann man mit kleinen Geldbeträgen Gutes bewirken?

Mikrofinanz ist sicher das markanteste Beispiel zum Thema „Gutes bewirken“, weil tatsächlich mit – für unsere Verhältnisse – kleinen Beträgen Existenzen aufgebaut werden können. Es kann eine Straßenküche finanziert werden oder eine Nähmaschine oder auch eine Kuh – jedenfalls etwas, mit dem sich Menschen selbstständig machen und ein eigenes Business aufbauen können. Eine andere Variante, mit kleinen Beträgen Gutes zu bewirken, ist über Crowdinvesting. Hier hat man aber, im Gegensatz zu (Mikrofinanz-) Fonds, keine Risikostreuung und daher ein entsprechendes Einzelprojekt- und damit Totalverlustrisiko, wenn ein Unternehmen sich nicht so entwickelt wie erhofft.

Mag. Alexandra Bolena betreut seit über 20 Jahren institutionelle AnlegerInnen zum Thema „Alternative Investments“. Sie leitet am WIFI Wien den Kurs Sustainable Finance und ist Autorin von „Nachhaltig investieren für Dummies“, erschienen 2021 im Verlag Wiley-VCH.​

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