Pandemie, Krieg, Inflation, Lieferengpässe und enorme Preisschwankungen in kürzester Zeit haben die Welt instabiler gemacht. Wie Unternehmen in diesen unruhigen Zeiten wirtschaften – und was Controller:innen dazu beitragen können.
Die kommenden Jahre dürften hart werden, so die Botschaft des Global Risk Reports, den das Weltwirtschaftsforum (WEF) Mitte Jänner 2023 veröffentlicht hat. Für den Report wurden mehr als 1.200 Expertinnen und Experten, Politiker:innen und Manager:innen weltweit befragt. Mehr als 80 Prozent von ihnen rechnen in den nächsten zwei Jahren mit stärkeren wirtschaftlichen Schwankungen. So würden Wirtschaftskriege zur Normalität werden, soziale Unruhen und politische Instabilität könnten die Folgen sein. Zahlreiche Unternehmen erleben gerade, dass die derzeitige Situation, die durch VUCA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) geprägt ist, neue Anforderungen an Führung und Management stelle.
„Wir bewegen uns in eine Zeitphase hinein, in der die Controllertätigkeit täglich mehr Bedarf und Gehör finden wird. Dieser Unternehmensbereich wird die entscheidenden Steuerungsinformationen liefern, um das Unternehmen erfolgreich durch stürmische Zeiten zu manövrieren”, sagt Martin Goworek. Er ist ehemaliger Partner von E&Y (Ernst&Young) Austria und Mitglied des Trainer:innen-Teams des WIFI Wien Controlling-Lehrgangs.
Controlling als Führungsaufgabe
Doch wie können Unternehmen in diesen VUCA-Zeiten nachhaltig und ökonomisch wirtschaften? „Ein dynamisches Unternehmensumfeld ändert in der Regel nur wenig an der jeweiligen Unternehmensstrategie”, stellt Goworek fest. Diese orientiere sich grundsätzlich am langfristigen Bestehen, also Überleben der Organisation. „Daraus resultiert, dass jedes wirtschaftliche Handeln nur dann als „ökonomisch“ betrachtet werden kann, wenn es zugleich nachhaltigen Gesellschaftszielen dient.”
Controlling und Risikomanagement sind also auch immer eine Führungsaufgabe, denn ein dynamisches Unternehmensumfeld steigert auch die Komplexität bei der Informationsbeschaffung. So steht zum Beispiel durch die Digitalisierung bzw. Big Data eine immer größer werdende Datenmenge zur Verfügung, deren Aussagekraft über mögliche Wirkungen aber nur schwer eingeschätzt werden kann. Hier spielen sowohl das Controlling als auch ein gut aufgestelltes Risikomanagement eine wichtige Rolle. Martin Goworek: „Während das Controlling das Management laufend mit aktuellen Informationen über den Kurs und Position der Unternehmung versorgt, meldet ein gutes Risikomanagement-System rechtzeitig kritische Ereignisse, die auf dem weiteren Weg liegen.” Es ist also die Kernfunktion eines solchen Systems, rechtzeitig auf Gefahren hinzuweisen. Da sich das Controlling in der Regel auf Zahlen aus dem Rechnungswesen stütze, könne es diese Warnfunktion eines „Leuchtturms“ nicht ausreichend erfüllen, ergänzt der Experte. „Finanzkennzahlen sind Spätwarn-Indikatoren, da sich ein kritisches Ereignis bereits in den Unternehmenskennzahlen widerspiegelt und somit bereits im gewissen Umfang eingetreten ist.
Hohe Anforderungen für Controller:innen
Risikomanager:innen und Controller:innen spielen in den Unternehmen eine wichtige Rolle als Informations- und Know-how-Lieferanten bzw. -Lieferantinnen, weshalb der Bedarf an diesen Fähigkeiten am Arbeitsmarkt seit Jahren kontinuierlich steigt. Doch welche Fähigkeiten bzw. Kompetenzen sind notwendig, um diesen Beruf gut ausüben zu können? Martin Goworek: „Controllertätigkeit ist per se zahlenorientiert. Deshalb ist eine erfolgreiche Controllertätigkeit nur mit einem sehr guten Zahlenverständnis und einer entsprechenden Routine im Umgang mit Zahlen denkbar.” Auch sind hervorragende soziale und kommunikative Fähigkeiten gefragt. „So findet sich ein/e Controller:in nicht selten in einer medialen Rolle wieder, in der er/sie die unterschiedlichen Interessen innerhalb einer Unternehmung zusammenbringen muss. Gerade das macht die Controllerarbeit im Unternehmensalltag so spannend und vielseitig.”
Dipl.- Ök. Martin Goworek ist ehemaliger Partner von E&Y (Ernst&Young) Austria und Mitglied des Trainer:innen-Teams des WIFI Wien Controlling-Lehrgangs.
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