Wann Business Coaching helfen kann und welche Fähigkeiten und Kompetenzen man dazu braucht, verrät DI Waltraud Schachner im Interview.
Frau DI Schachner, wann und für wen braucht es einen Businesscoach?
DI Waltraud Schachner: Einen Businesscoach braucht es bei Fragen, Themen oder Problemen, die sich im beruflichen Umfeld ergeben. Das reicht von Anliegen der Karriereentwicklung über Themen der Zusammenarbeit und Führung bis hin zu Konflikten und Mobbing. Menschen, die im Arbeitsalltag mehr und mehr unter Druck geraten, suchen auch einen Businesscoach auf, um „Dampf“ abzulassen und persönliche Entlastung zu erreichen.
Wann kann ein Business Coaching helfen – und wann nicht?
Coaching hilft dann, wenn sich die eigenen Gedanken beginnen im Kreis zu drehen, wenn man merkt, dass man selbst in einer Frage nicht mehr weiterkommt und Reflexion und Außenperspektive sucht. Wenn es jedoch um Fragen geht, die einen fachlichen Input brauchen, also etwa Personal- oder Organisationsfragen, sucht man eine Fachberatung auf. Tiefergehende, psychisch belastete Themen bearbeitet man in der Psychotherapie.
Wie geht man in einem Business Coaching vor?
Hier liegt ein Coaching-Prozess zugrunde, an dem man sich orientiert. Es ist ein ExpertInnen-Gespräch zwischen Coach und Kunde/Kundin. Der/Die Coach ist Experte/Expertin im Durchführen und Halten des Coaching-Prozesses und der Kunde/Kundin ist Experte/Expertin im Erarbeiten und Finden seiner/ihrer Lösungen und Ziele.
Wie ist dieser Coaching-Prozess aufgebaut?
Typischerweise erfolgt ein Business Coaching in vier Schritten: Im ersten Schritt geht es um das gegenseitige Kennenlernen und um die Beziehung zueinander. In dieser Phase werden die Voraussetzungen für das Coaching geprüft und die Ausgangssituation geklärt. Im zweiten Schritt geht es um die inhaltliche Orientierung und um die Analyse des Anliegens. Dann folgt die eigentliche Bearbeitung bzw. Veränderungsphase, die mit einer Vorausschau der nächsten Schritte und Maßnahmen abschließt.
Wer darf Business Coaching in Österreich anbieten?
Jede/r mit entsprechender Ausbildung. Voraussetzung ist ein gültiger Gewerbeschein als UnternehmensberaterIn oder Lebens- und SozialberaterIn bei selbstständiger Tätigkeit.
Worauf kommt es bei dieser Ausbildung an?
Eine solide Basisausbildung muss den Anspruch haben, Praxis und Theorie so zu verbinden, dass zukünftige Coaches ein professionelles Fundament erhalten, in dem auch ein wesentlicher Anteil an Eigenarbeit nicht fehlen darf. Eine hochwertige Grundausbildung bietet ein breites Spektrum an Methoden aus verschiedenen Schulen an – und verzichtet auf Dogmatismus. Die Ausbildung sollte zertifiziert und von den Coaching-Verbänden anerkannt sein.
Was sollte man an Fähigkeiten und Kompetenzen mitbringen, wenn man als Businesscoach arbeiten möchte?
Coaching-KundInnen erwarten sich vom Coach grundsätzlich Fachkenntnis in ihrem Sektor. Damit man als Coach eigenständig einen Coaching-Prozess erfolgreich durchführen kann, ist die Grundlage Einfühlungsvermögen, Zuhören-wollen und aufrichtiges Interesse am Kunden und an seinem Anliegen. Darauf baut das fachliche und methodische Wissen im Coaching-Prozess und der angemessene Einsatz von Coaching-Werkzeugen auf.
DI Waltraud Schachner ist Unternehmensberaterin, zertifizierte Coach, Mediatorin, Supervisorin sowie Lebens- und Sozialberaterin. Sie leitet gemeinsam mit Dr. Beatrice Pacher die Ausbildung zum Businesscoach.
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