Viele Jobs, die derzeit begehrt sind, könnte es so schon bald nicht mehr geben. Ein Szenario, das nicht nur einzelne Menschen, Branchen und Unternehmen betrifft, sondern um sich greift. Willkommen in der digitalen Welt!
Selbst wer sich bereits in seinem Traumjob angekommen fühlt, sollte sich bewusst machen: Die Anforderungen von heute können schon morgen ganz andere sein. Roboter übernehmen simple Arbeiten und Routinearbeiten werden immer mehr automatisiert. Dem Menschen bleibt, komplexere Aufgaben zu bewältigen, die sich zudem laufend ändern.
Neugierde als Lernmotor
„Wenn man die Arbeit der Zukunft ansieht, die das traditionelle Modell – ein lebenslanger Arbeitgeber, alles ist planbar – infrage stellt, in der es viel mehr Freelancer und viel mehr Brüche geben wird: Da brauche ich diese Fähigkeit, mich immer wieder neu zu erfinden“, sagt Thomas Sattelberger im Interview mit „Die Presse“. Der ehemalige Personalvorstand der Deutschen Telekom weiß auch, was das für unser Bildungssystem heißt: Die Frage sei: „Schaffen unser Schul- und Hochschulsystem und die Erwachsenenbildung eine Lernkultur, in der Menschen Freude haben, zu lernen? In der Menschen nichts eingetrichtert wird, sondern in der sie selbst ihre Neugierde konstant behalten?”
Die Fähigkeit, eigenständig zu lernen
Neugierde ist essenziell, um in der Arbeitswelt aktiv teilzunehmen: Sie ist eine Grundvoraussetzung, wenn es darum geht, weiter zu lernen, dazuzulernen, völlig Neues zu lernen und nie die Lust daran zu verlieren. Hier kommt der Begriff Lifelong Learning ins Spiel. Stand Lebenslanges Lernen bis vor Kurzem oft noch dafür, Menschen neue Karrieremöglichkeiten aufzuzeigen, ihre Ausbildung weiter auszubauen und zu verbessern, ist jetzt immer häufiger von der einen essenziellen Kernkompetenz die Rede: der Selbstlernkompetenz. Sie steht für den Willen und die Fähigkeit, eigenständig zu lernen. Mag. Barbara Kluger-Schieder, Institutsleiterin des WIFI Wien: „Das Beste, was Unternehmen jetzt passieren könnte, sind Mitarbeiter/-innen, die Freude am Lernen haben und in der Lage sind, sich Wissen selbstverantwortlich so zu erarbeiten, dass sie es in der Praxis auch anwenden können.“ Das WIFI, Marktführer in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Weiterbildungspartner Nummer eins der österreichischen Wirtschaft, hat diesen Trend längst erkannt und bereits 2010 ein eigenes Lernmodell entwickelt, das Unternehmen und deren Mitarbeiter/-innen genau darin unterstützt. LENA steht für LEbendiges und NAchhaltiges Lernen und wurde mit wissenschaftlicher Unterstützung von Prof. Dr. Rolf Arnold, einem der führenden Erwachsenenpädagogen/-innen im deutschsprachigen Raum, entwickelt.
Die Lernenden im Mittelpunkt
LENA fördert gezielt das Know-how, sich selbst Wissen anzueignen: „Man lernt Problemlösefähigkeiten, indem man Probleme löst“, bringt der Wissenschaftler es auf den Punkt. Wurde doch in der Forschung der Erwachsenenbildung längst gezeigt, dass Menschen die Kompetenz, zu handeln und Lösungen zu entwickeln, am besten lernen, wenn sie in der Ausbildung die Gelegenheit erhalten, Probleme durch eigenes Tun zu lösen. Auch die Hirnforschung unterstreicht die Wichtigkeit der selbstaktiven Aneignung von Wissen und Fähigkeiten, denn das Gehirn lerne selbststeuernd, so Arnold, eigne sich Neues zu seiner – inneren – Bedingung an. Mag. Barbara Kluger-Schieder: „Bei LENA steht der/die Lernende im Mittelpunkt. Dabei geht es für ihn/sie vor allem darum, das Zutrauen zu gewinnen, sich selbst Lösungswege erarbeiten zu können. Der/Die Lehrende tritt dabei in den Hintergrund, weg vom Frontal-Unterricht hin zum begleitenden Coach. Denn was selbst lebendig gelernt wurde, bleibt auch nachhaltig verankert.”
Mitarbeiter/-innen brauchen bei der Weiterbildung mehr Unterstützung
Aber nicht nur Mitarbeiter/-innen sind gefordert, mit den neuen Anforderungen umgehen zu lernen, welche die Digitalisierung mit sich bringt. Viele Unternehmen fühlen sich hier selbst noch nicht fit genug. Mag. Barbara Kluger-Schieder: „Generell ist den einen oder anderen Unternehmen anzuraten, ihre vielleicht veralteten Strukturen zu verändern und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Alle sind gezwungen, agiler und flexibler zu werden, wenn sie am Markt bestehen wollen.“ Kein Wunder, dass gerade Führungskräfte sich Teams wünschen, die jetzt schon in der Lage sind, sich selbst so stark zu motivieren, dass notwendige Veränderungsprozesse wie von selbst laufen. Das zeigt auch eine aktuelle Studie der Vodafone Stiftung, in der 10.000 Mitarbeiter/-innen aus unterschiedlichen Branchen befragt wurden: So gaben zwei Drittel der Befragten an, dass sie zwar regelmäßig Neues für ihren Job lernen müssten, aber nicht einmal jeder Dritte bestätigte seinem Betrieb eine ausgeprägte Lernkultur. Die große Mehrheit bescheinigte ihren Vorgesetzten sogar, Fortbildung nur eine untergeordnete Rolle zuzuschreiben, zudem scheint es nur wenig strukturierte Bildungsangebote in Unternehmen zu geben. Zusammenfassend drückt die Studie aus, dass sich die Befragten beim Thema Lebenslanges Lernen zu wenig unterstützt fühlen. Eine Herausforderung, der sich Unternehmen jetzt stellen müssen.