Peter Berger, Berufsfotograf und Fachbereichsleiter am WIFI Wien, wird ab Herbst die Leitung der Meisterklasse Fotografie übernehmen. Wir wollten vorab von ihm wissen, was sich in der Ausbildung ändert, welche Qualifikationen man nach dem Abschluss hat und was es mit dem Kürzel ZBF+ auf sich hat.

Herr Berger, wieso heißt die Meisterklasse eigentlich noch so, wo es doch gar keine Meisterprüfung mehr gibt?

Es stimmt, die Berufsfotografie ist seit 2013 ein freies Gewerbe und damit werden auch keine Meistertitel mehr vergeben. Die neuen Qualifikationen „QAP“ und „ZBF“ sind allerdings weitgehend unbekannt, deswegen halten wir an der alten Bezeichnung fest. Unter einer „Meisterklasse“ kann sich jede:r etwas vorstellen: nämlich eine fundierte Ausbildung auf höchstem Niveau in dieser Branche – und die bekommen die Teilnehmer:innen in diesem Lehrgang.

Was ist denn ein „QAP“ oder ein „ZBF“?

Die Abkürzungen stehen für Qualified Austrian Photographer bzw. Zertifizierte:r Berufsfotograf:in. Das sind staatlich anerkannte Zertifizierungen, die ein ähnlich hohes Niveau wie das eines Meistertitels belegen. Die beiden Titel QAP und ZBF sind gleichbedeutend, man erwirbt sie mit derselben Prüfung.

Schließt die Meisterklasse dann mit dem Erwerb dieser Titel ab?

Nein. Die Meisterklasse ist eine praxisorientierte Ausbildung für Fotograf:innen, die bereits Erfahrung haben und ihr Fachwissen vertiefen wollen. Die Teilnehmer:innen arbeiten an Projekten, die sie auf den Arbeitsalltag als Berufsfotograf:innen vorbereiten. Der Kurs schließt mit keiner Prüfung ab.

Für alle, die anschließend die Qualifikation „ZBF“ anstreben, wird die Meisterklasse allerdings eine gute Vorbereitung sein. Details zu den Prüfungsinhalten, zum Anmeldeprozess und zum Ablauf der Zertifizierungsprüfung finden Interessierte auf der Webseite der WIFI Zertifizierungsstelle.

Wie geht es nach dem QAP bzw. ZBF weiter?

Nach dem Erwerb des ZBF-Titels kann nach 3-jähriger Berufspraxis die Qualifikation ZBF+ beantragt werden kann. Das ist dann keine große Prüfung mehr. Die Hürde ist vielmehr die ZBF-Qualifikation vorher.

Welche Berechtigungen sind mit der ZBF+ Qualifikation verbunden?

Die Zertifikatsinhaber:innen dürfen auf das Niveau VI des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) ihrer Ausbildung hinweisen. Ingenieur:in oder Meister:in sind z.B. ebenfalls dem NQR-Niveau VI zugeordnet. Damit wird ausgedrückt, dass Inhaber:innen über fortgeschrittene Kenntnisse und Fertigkeiten in ihrem Arbeitsbereich verfügen, einen hohen Handlungs- und Entscheidungsspielraum haben, inhaltlich für einen Aufgabenbereich verantwortlich sind und/oder eine Leitungsfunktion innehaben.

Ist der ZBF+ international anerkannt? Welche Vorteile hat man dadurch?

Die Beschreibungsmerkmale der NQR-Niveaus sind europaweit einheitlich, d.h. durch den Verweis auf das NQR-Niveau VI ist es auch außerhalb Österreichs klar, welche Inhalte und welches Niveau mit dieser Qualifikation verbunden sind. Die Stufe 6 gilt z.B. auch im EQR (Europa) und im DQR (Deutschland). Das kann Vorteile bei Bewerbungen im Ausland, bei internationalen Ausschreibungen und Kooperationen bringen.

Ist ein ZBF+ dann automatisch auch Bachelor, nachdem dieser ebenfalls dem Niveau VI des NQR zugeordnet ist?

Nein. Die gleiche Einstufung in den NQR berechtigt nicht, gleichwertige Titel (wie Bachelor, Ingenieur:in oder Meister:in) zu tragen.

Für alle, die sich jetzt zur Meisterklasse anmelden möchten: Gibt es Voraussetzungen?

Es gibt ein Vorgespräch, in dem wir die Vorkenntnisse und Erwartungen eruieren. Das Niveau der Teilnehmer:innen sollte homogen sein. Übrigens: der positive Abschluss des Diplomlehrgangs „Ausbildung zum/zur Berufsfotograf:in“ berechtigt automatisch zur Teilnahme an der Meisterklasse! Für alle anderen habe ich 3 Tipps mitgebracht (siehe Kasten), wie sie sich am besten auf das Gespräch vorbereiten können.

Tipps zur Vorbereitung auf das Aufnahmegespräch zur Meisterklasse Fotografie:

  1. Belichtung
    Sie kennen die Auswirkungen von Belichtungszeit, Blenden- und ISO-Wert auf das Foto. Sie stellen mindestens einen dieser Werte regelmäßig vor der Aufnahme händisch ein. Sie kontrollieren das Histogramm nach der Aufnahme.
  2. Licht
    Sie haben künstliches Licht bereits bewusst eingesetzt oder zu Ihrem Vorteil verändert. Sie können den Einfluss von Richtung, Farbe, Intensität und Größe verschiedener Lichtquellen auf Ihr Motiv vorhersagen.
  3. Portfolio
    Ihr Portfolio ist makellos gedruckt und zeigt Ihre Leidenschaft. Sie können bei jedem Foto erklären, warum Sie es ausgewählt haben und wie es entstanden ist.

Peter Berger ist Berufsfotograf und Fachbereichsleiter am WIFI Wien.

Bildcredits: © goodluz/Stock.adobe.com (Titel), © Magdalena Priester (Porträt)