Wer über Selbstdisziplin, Engagement und Durchhaltevermögen verfügt, kann den Weg in die Selbstständigkeit gut meistern. Worauf es bei der Unternehmensgründung ankommt und ob man „Unternehmertum” lernen kann, erfahren Sie hier.

Es gibt viele Gründe, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. So zeigt eine Motivumfrage des Gründerservice, dass für rund 67 % der GründerInnen die Flexibilität der eigenen Zeit- und Lebensgestaltung ein wesentlicher Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit sei. Was macht die Selbstständigkeit noch attraktiv? „Es ist die Verwirklichung des eigenen Traums, die freien Gestaltungsmöglichkeiten und die Chance auf ein höheres Einkommen”, sagt Mag. Mario Wolfram. Er ist Wirtschaftstrainer und leitet den Lehrgang „Unternehmertraining” am WIFI Wien. Wer unabhängig arbeiten möchte und bereit ist, sich überdurchschnittlich einzusetzen, hat als Selbstständiger/Selbstständige gute Chancen.

Doch was zeichnet erfolgreiche UnternehmerInnen aus – und was kann beim Sprung in die Selbstständigkeit helfen? Mag. Mario Wolfram: „UnternehmerInnen möchten Dinge verändern und etwas weiterbringen. Sie ‚brennen‘ für ihre Sache – und sind zu 100 % dabei.” Hilfreich sei es, die eigene Geschäftsidee mit anderen zu besprechen und zu testen, ob die Idee auch gut ankomme, so der Wirtschaftstrainer. „Innovative UnternehmerInnen spüren, was KundInnen brauchen. Im klassischen Handwerk gilt es, gute Qualität zu angemessenen Preisen zu liefern. Man muss hier nicht das Rad neu erfinden. Wichtig ist vielmehr, die handwerkliche Kunst richtig auszuführen”, sagt Mag. Wolfram.

Die Geschäftsidee zu Ende denken

Im Durchschnitt sind Österreichs GründerInnen rund 37 Jahre alt und haben mehrheitlich Berufserfahrung gesammelt. Dennoch kann der Weg zum eigenen Unternehmen holprig sein. So existieren nach drei Jahren noch 75 % der Unternehmen, nach fünf Jahren 66 % und nach sieben Jahren 50 % der neu gegründeten Unternehmen. Wovon hängen Erfolg und Misserfolg ab? Zu den häufigsten Fehlern zählen neben fehlenden Businessplänen auch die mangelnde Vorbereitung und Selbstüberschätzung. „Man glaubt, das wird schon. Oftmals ist die Geschäftsidee aber nicht bis zum Ende gedacht”, so Mag. Wolfram. So sei ein Businessplan eine gute Grundlage, aber keine Garantie für den unternehmerischen Erfolg. „Wichtig ist, nicht die rosarote Brille aufzusetzen und dann zu hoffen, dass alles gut wird.” Ob man „Unternehmertum” lernen kann? Mag. Mario Wolfram: „Die Inhalte vom Unternehmertraining sind für die Praxis eine große Hilfe und Unterstützung. Der Kurs ersetzt aber weder das unternehmerische Denken noch das Engagement.”

Und wie sieht es mit dem Bauchgefühl aus? Hilft es dem/der UnternehmerIn oder behindert es rationale Entscheidungen? Mag. Wolfram ist davon überzeugt, dass viele GründerInnen ein gutes Gespür dafür haben, was ihre KundInnen wollen. „Daher ist das Bauchgefühl der reinen Logik sicher überlegen. Vor allem, wenn der/die UnternehmerIn lange am Markt bestehen will.”

Mag. Mario Wolfram ist Wirtschaftstrainer, stellvertretender Direktor des Österreichischen Apothekerverbands, Prüfer bei der Unternehmerprüfung und leitet das Unternehmertraining am WIFI Wien.​

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