Wir leben in einer Zeit des rasanten Fortschritts: Einmal Gelerntes veraltet immer schneller. Auch die weltweite Corona-Krise stellt uns vor enorme Herausforderungen – sowohl beim Arbeiten als auch beim Lernen. Deshalb wird es immer wichtiger, sich gefragte Kompetenzen selbstverantwortlich erarbeiten zu können. Wie das Lernen im digitalen Kontext gelingen kann, lesen Sie hier.

Der größte Vorteil von eLearning ist gleichzeitig auch die größte Herausforderung: Es ist bequem, Lerninhalte zeit- und ortsunabhängig abzurufen. Doch der richtige Umgang mit dem digitalen Lernen erfordert ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Denn wer sich beim Online-Lernen nur passiv berieseln lässt und sich Wissen nicht aktiv aneignet, wird sich weder Lerninhalte einprägen noch Zusammenhänge verstehen können.

„Lernen ist auch nicht gleich Lernen”, sagt Prof. Dr. Rolf Arnold, einer der führenden Erwachsenenpädagogen im deutschsprachigen Raum, in einem WIFI-Podcast-Interview. „Ich würde dringend raten – um die Vorteile des selbstgesteuerten Lernens nutzen zu können –, sich systematisch selbst mit seinen eigenen Lernfähigkeiten, seinen Lernwegen zu beschäftigen. Konkret heißt das, durchaus auch ein Training zu absolvieren, wo man lernt, wie man lernt.”

Das WIFI, Marktführer in der beruflichen Aus- und Weiterbildung und Weiterbildungspartner Nummer eins der österreichischen Wirtschaft, hat bereits 2010 ein eigenes Lernmodell entwickelt, das Unternehmen und deren MitarbeiterInnen genau darin unterstützt. LENA steht für LEbendiges und NAchhaltiges Lernen und wurde mit wissenschaftlicher Unterstützung von Prof. Dr. Rolf Arnold entwickelt.

Dr. Renate Fuchs – sie ist Psychologin und leitet an der WIFI Trainerakademie das Modul „Lebendig lehren und nachhaltig lernen” – verrät, was man beachten muss, damit das digitale Lernen erfolgreich ist.

Frau Dr. Fuchs, warum ist Spaß am Lernen wichtig?

Dr. Renate Fuchs: Viele Menschen verbinden Lernen mit ihren Erfahrungen aus der Schulzeit und meistens auch gleichzeitig mit Stress. Positive Erfahrungen und positive Gefühle im Zusammenhang mit Lernen sind für die Aufnahmefähigkeit und Kompetenzentwicklung wichtig.

So manchem fällt es aber schwer, sich zum Lernen zu motivieren. Was kann man tun, um den Spaß am Lernen nicht zu verlieren?

Erfolgserlebnisse sind ein großer Motivator – und sie steigern außerdem den Selbstwert. Sehr wichtig ist dabei, dass die Lehrenden den Lernenden die Möglichkeit bieten, in einem geschützten Rahmen Erfahrungen – und auch Fehler – zu machen. Miteinander und voneinander lernen spielt dabei eine große Rolle.

Die Corona-Krise beschleunigt die Digitalisierung in unserer Gesellschaft. Wie hat Corona das Lernen dabei verändert?

Die angebotenen Webinare sind eine Alternative, wenn Präsenzveranstaltungen nicht möglich sind. Ein gleichwertiger Ersatz können diese aber meiner Meinung nach nicht sein, weil sowohl der persönliche Kontakt als auch die Lernumgebung Einfluss auf das Lernen haben.

Wodurch unterscheidet sich das digitale Lernen vom „herkömmlichen” Lernen?

Der Beziehungsaufbau zwischen Lehrenden und Lernenden sowie den Lernenden untereinander ist eine wichtige Voraussetzung für den Lernerfolg. Der Beziehungsaufbau und das Schaffen einer positiven und angstfreien Atmosphäre ist auf digitalem Weg schwieriger.

Und wie kann man die Selbstlernkompetenz fördern?

Indem man Fragen stellt, Fragen teilweise offenlässt, die Lernenden dazu anregt, selbst bzw. in Kleingruppen Inhalte zu erarbeiten. Aber auch, indem man die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellt und als LernbegleiterIn fungiert und die Lernenden dabei unterstützt, selbst Informationen zu suchen. So kann das WIFI-Lernmodell LENA auch beim digitalen Lernen gut eingesetzt werden, da es über eine Fülle innovativer Lernmethoden verfügt. So sind selbsterarbeitende Methoden bzw. Gruppenarbeiten auch online möglich.

Welche Faktoren sind ausschlaggebend, damit Lerninhalte auch wirklich angewendet werden können?

Die Inhalte werden nicht vorgetragen, sondern selbst erarbeitet. Die Lernenden bringen Beispiele aus der eigenen Praxis und das Gelernte wird dann wieder in die eigene Praxis übertragen. Der Fokus liegt hier nicht auf Wissen, sondern auf Kompetenz.

Dr. Renate Fuchs ist Psychologin und leitet an der WIFI Trainerakademie das Modul „Lebendig lehren und nachhaltig lernen”.​

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