Sich gesünder ernähren oder mehr Bewegung machen – Vorsätze, die zu Jahresbeginn bei ganz vielen auf der Liste stehen. Doch wer kennt das nicht: Kaum sind ein paar Wochen vergangen, befinden wir uns wieder im Alltagstrott und die Laufschuhe liegen wieder einsam in der Ecke. In seinem Gastbeitrag verrät Martin Taubert-Witz, Experte für Ernährungsvorsorge, wie es leichter gelingt, an Vorsätzen dranzubleiben.

Jedes Jahr das Gleiche: Mit dem Wechsel nur einer neuen Zahl bei der Angabe des Jahres werden Vorsätze für die nächsten zwölf Monate gefasst: gesündere Ernährung, mehr Bewegung und vieles mehr. Und hier lauert schon die erste Falle: Die genannten Vorsätze klingen gut, sind aber häufig sehr vage und beschreiben oft kein konkretes Vorhaben. Vielleicht sind sie obendrein verknüpft mit Gedanken wie: „Ich reiß mich zusammen, alles muss anders werden …“ Die Erfahrung zeigt: Beide Strategien sind nicht lange durchführbar. Über kurz oder lang münden sie in Resignation und Frustration.

Die Alternative: Konkretes muss her
– und weniger ist mehr!

Nur konkrete Vorhaben haben eine Chance zur Gewohnheit zu werden. Denn nur konkrete Aktionen sind auch überprüfbar. Die Schritte dürfen dabei auch gerne verhältnismäßig „klein“ sein. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, sie dauerhaft zu verwirklichen.

Nehmen wir an, Sie möchten etwas Gutes für Ihren Körper tun und mehr Wasser trinken. Mit dem Kauf einer attraktiven oder witzig gestalteten Kanne und dem fixen Installieren einer Unterlage für Glas und Kanne am Arbeitsplatz, setzen Sie einen ersten Schritt. Sie erleben das Trinken dadurch nicht mehr als lästiges Muss, sondern als willkommene Aktion. Und Sie können dabei das Gefühl genießen: Ich tue etwas Gutes für mich – heute und morgen und übermorgen …

Ein Beispiel aus dem Bewegungsbereich: Person A nimmt sich vor, ab morgen 2 x pro Woche 45 Minuten zu walken. Person B macht hingegen den Plan, mit 2 x pro Woche 15 Minuten walken zu beginnen und die Dauer alle zwei Wochen um 5 Minuten zu steigern. Welche der beiden Personen walkt Ihrer Meinung nach auch noch im Sommer? Und für alle, die gern rechnen: Wann hat Person B erreicht, was Person A sich vorgenommen hat?

Es lebe die Gewohnheit!

Ein Ziel der Gesundheitsvorsorge ist, vernünftige und vorsorgewirksame Aktionen im Alltag als fixe Gewohnheiten zu etablieren. Das Gute daran: Über Gewohnheiten müssen wir nicht nachdenken. Wir leben sie einfach. Das kostet zwar in der Phase des Einübens ein bisschen Motivationskraft und Energie, aber die Investition in die eigene Gesundheit macht sich auf jeden Fall bemerkbar und bezahlt.

Auf diesem Weg gelingt es außerdem, den Gedanken von der „Macht der Gewohnheit“ als Synonym für „Da kann man halt nichts machen“ neu zu denken: Sie haben Macht über Ihre Gewohnheiten – und Sie können diese ganz konkret und positiv nutzen.

Ihr Motto für das neue Jahr könnte also lauten: Nieder mit den Vorsätzen – es lebe die Gewohnheit!

Übrigens: Person B walkt schon Mitte April 2 x pro Woche 45 Min.

​Gastautor Martin Taubert-Witz leitet am WIFI Wien den Lehrgang zum/zur Ernährungsvorsorge-ExpertIn. Er ist seit 20 Jahren selbstständiger Trainer und hat sich nach einigen Jahren als Koch in der Haubengastronomie die ernährungswissenschaftlichen Hintergründe des Essens und Trinkens erarbeitet. ernaehrungsinformation.at

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