Das externe Rechnungswesen ist der älteste Zweig des betrieblichen Rechnungswesens und hat seit seinem Bestehen schon einige Höhen und Tiefen durchlebt. Buchhaltungstrainerin Carola Berthold, MSc, über aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen in einem oft unterschätzten Bereich.

Einst kam der Buchhaltung ein sehr hoher Stellenwert zu. Heute hat man allerdings manchmal den Eindruck, dass dieser Bereich in Unternehmen eher unterschätzt wird. Woran liegt das?

Mit dem Trend des Outsourcings schwand der Stellenwert. Die Unternehmen lagerten ihre Buchhaltung in Shared-Servicecenter aus und konnten dabei sogar noch Kosten sparen. Weiters nahmen die Controlling-Abteilungen stetig an Präsenz zu. Schnell wurde sie in der Regel auf einer höheren Ebene als die Buchhaltung angesiedelt. Das Controlling wurde damit zu einer Stabsfunktion für das Topmanagement und die Buchhaltung im Gegensatz dazu immer mehr zu einer Hilfsfunktion. Aber: Der Trend der Auslagerung der Buchhaltung wurde bei vielen inzwischen als Fehlentscheidung erkannt.

Warum ist eine gut integrierte und reibungslos funktionierende Buchhaltung so wichtig?

Unternehmen wollen Kosten senken und dafür müssen Kosten sichtbar und transparent gemacht werden. Es sind die Zahlen der Buchhaltung, die abbilden, was wirklich im Unternehmen im Bereich Finanzen passiert. Im Fall einer Betriebsprüfung wird sehr schnell deutlich: Hat ein Unternehmen keine ordentlich abgebildete Buchhaltung, kann dies schwerwiegende Konsequenzen haben. Eine Buchhaltung, die desinteressiert, entkoppelt vom Rest des Unternehmens oder sogar fehlerhaft ist, ist eine gefährliche, wenn nicht sogar eine tödliche Bedrohung für das Unternehmen. Deshalb ist es wichtig, das gesamte Rechnungswesen als Einheit zu sehen und sowohl Synergien als auch Zusammenarbeit zwischen externem und internem Rechnungswesen zu forcieren.

Wie sieht vor diesem Hintergrund die Zukunft des Rechnungswesens aus?

Das Rechnungswesen der Zukunft ist im Herzen des Unternehmens angesiedelt und jedenfalls digital. Es fungiert in einer Unterstützerrolle für das Unternehmen, erkennt operative Probleme und hilft mit, sie zu lösen. Zudem werden der operativen Ebene verwaltungstechnische Agenden abgenommen und damit deren Tagesgeschäft erleichtert. Mit Einzug der Digitalisierung in das Rechnungswesen hat sich außerdem die Qualität der Datensammlung und -auswertung verbessert. Und dieses Wissen, das im Rechnungswesen generiert wird, soll dem Unternehmen auch zunutze gemacht werden.

Inwiefern werden sich dadurch auch die Tätigkeiten in diesem Bereich ändern?

Die fortschreitende Digitalisierung führt zu einer Verlagerung der Aufgaben. Arbeitsinhalte werden sich von Routinetätigkeiten zu qualitativen Aufgaben verschieben, die Tätigkeiten ändern sich weg vom manuellen Eintippen hin zum Zusammenführen und Kontrollieren von Datenschnittstellen. Das stellt auch neue Anforderungen an die Mitarbeitenden: diese müssen entsprechend ausgebildet werden, um die Vorteile der Digitalisierung für das Unternehmen auch zu nutzen.

Welche weiteren Änderungen sind unter dem Einfluss der Digitalisierung zu erwarten?

Die Digitalisierung wandelt das Arbeitsleben der Mitarbeitenden im Rechnungswesen von der Sachleistung zur Dienstleistung. Die künftigen Aufgaben werden sich darauf konzentrieren, alle Ebenen des Unternehmens rasch mit jenen Informationen zu versorgen, die sie für Entscheidungen benötigen. Das umfasst die Überwachung der Liquidität und des Mahnwesens ebenso, wie sich aktiv in das operative Tagesgeschäft des Unternehmens einzubringen. Das gemeinsame Ziel dahinter: Das Unternehmen erfolgreicher zu machen.

 

Carola Berthold, MSc, ist Trainerin im WIFI Wien im Bereich Buchhaltung.

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