In den letzten Jahren spukte der Begriff „Agilität“ durch die Organisationen. Jeder wollte „es“ werden, manche gaben vor „es“ schon zu sein. Was „es“ genau ist, war bis vor kurzem strittig. Covid 19 brachte für uns alle eine disruptive Veränderung in nahezu allen Lebensbereichen. Wie hat Ihr Unternehmen darauf reagiert? Die Reaktionszeit und -qualität ist aus meiner Sicht ein geeigneter Gradmesser für Agilität.

Wir haben alle Agilität erlebt!

Wie ist es bei Ihnen abgelaufen? Was ich in den letzten Wochen gesehen und gehört habe war folgendes:

„quasi über Nacht wurden Home-Office-Lösungen möglich gemacht“

„wir haben kurzerhand Schichtbetrieb eingeführt, damit immer ein Teil der Mannschaft verfügbar ist“

„wir haben unsere Prozesse digitalisiert“

„wir haben Webinare entwickelt und Videos gedreht“

„virtuelles Arbeiten hat funktioniert“

„wir haben rasch Entscheidungen getroffen und gehen jetzt schrittweise nach vorne“

„ich habe einfach ein Videotool ausprobiert und es hat reibungslos funktioniert“

und vieles mehr.

Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie stark sich Agilität von Menschen und Organisationen gezeigt hat – bei manchen hätte ich ein derart hohes Potenzial dafür niemals vermutet. Und es gibt auch die anderen, die so gar nicht agil in der Krise reagiert haben. Sie kämpfen nach wie vor mit den Herausforderungen und kommen nicht damit nach, ihre Prozesse und Arbeitsweisen aber auch das Mindset den Umständen anzupassen.

Nicht nur Unternehmen und Organisationen waren und sind gefragt. Jeder und jede Einzelne hat einen Gradmesser für die persönliche Agilität erfahren. Schauen Sie sich ruhig um, blicken Sie zurück auf die Zeit zwischen heute und dem Anfang der Krise und stellen Sie sich ein paar Fragen dazu:

Wie agil haben wir reagiert?

  • Wie habe ich auf diese disruptive Veränderung reagiert? Auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 bedeutet „ich war völlig flexibel, habe nicht gezögert und alles nötige unternommen“ und 0 wäre das Gegenteil davon….welchen Wert ordnen Sie sich selbst zu?
  • Machen Sie dasselbe für Ihre Organisation: Welchen Wert würden Sie ihr zuordnen? Und welcher wäre wünschenswert?
  • Welche Qualitäten haben Ihnen geholfen, rasch zu reagieren. Worauf konnten Sie sich verlassen und stützen und welche Fähigkeiten/Kenntnisse/Kompetenzen hätte es zusätzlich gebraucht?
  • Was davon nehmen Sie für sich und für Ihre Organisation mit in die Zukunft: Was wird Sie weiterhin tragen, woran ist zu arbeiten, welche Kompetenzen gilt es zu stärken?

Aus dem bunten Strauß an Kompetenzen, Eigenschaften, Kenntnissen und Fähigkeiten können sie so jene herausfiltern, die für Agilität bei Ihnen am wesentlichsten sind! Beantworten Sie die Fragen schonungslos: Gibt es essenzielle Schwachstellen, dann wurden sie vermutlich in dieser Krise bereits deutlich. Schauen Sie hin!

Gutes Gelingen und weiterhin alles Gute und vor allem Gesundheit!

Gastautorin Mag. Erika Karitnig beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Spannungsfeld Ökonomie – Ökologie und Gesellschaft und ist seit Jänner 2020 Partnerin bei Trigon Entwicklungsberatung in Wien. Als Kapitalmarktexpertin setzt auf den Hebel des Kapitals als größten Treiber für notwendige Veränderungen. Als Organisationsentwicklerin unterstützt sie proaktiv die Nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

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