Sie fragen sich, wie sehr Agilität neue Verhaltensweisen von Managern/-innen verlangt? Agilität setzt auf die Idee einer Führung in Selbstorganisation, einer Führung, die weniger auf einem Konzept als vielmehr auf einer Haltung beruht. Teams können und sollen sich selbst organisieren. Agilität gilt als der Weg, um Unternehmen durch die digitale Transformation der VUKA-Welt zu führen. Klassische Hierarchien und zentrale Steuerungsmechanismen waren gestern. Heute stellt die Digitalisierung der Arbeitswelt in Verbindung mit schwer vorhersagbaren Marktentwicklungen Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Mit agilen Managementmethoden können sie auf aktuelle Entwicklungen rascher und kreativer reagieren.

Ein Best Practice und zwei hochkarätige Trainer aus dem WIFI Management Forum sind die Zutaten des innovativen Formats BUSINESS ESPRESSO für Manager/-innen. Zum Thema „Agile Welt“ sprachen am 8. Mai Mag. Natascha Kantauer-Gansch, Dr. Christian Majer und Christian Hauser, MSc, vor 50 HR-Verantwortlichen und Führungskräften im WIFI Wien.

Best Practice: Agil arbeiten im Großkonzern? Ja, das geht!

Warum das Thema Agilität derzeit in aller Munde ist, bringt Mag. Natascha Kantauer-Gansch, Chief Customer Officer bei A1 Telekom Austria AG, auf den Punkt:

„Der Markt ist nicht mehr planbar und ändert sich extrem schnell. Die Produkte entwickeln sich rasant weiter und der Kunde hat zahlreiche Alternativen. Was heute richtig ist, kann morgen falsch sein.“

Um den Salesanteil im digitalen Kanal zu erhöhen und Digitalisierung generell in kundenrelevanten Touchpoints spürbar zu machen, entschied A1, mit agilen Teams zu arbeiten. Dazu wurde intern und extern ein neues Team rekrutiert, wobei die Diversität in den Teams einen besonders hohen Stellenwert hatte. Im Laufe des Prozesses stellte Natascha Kantauer-Gansch fest: „Nicht das Werkzeug ist entscheidend, sondern das Mindset der Mitarbeiter/-innen.“ Um die Agilität zu steigern, legte A1 den Schwerpunkt auf eine klare Zentrierung und Fokussierung auf den/die Kunden/-in, die Erhöhung und Stärkung der Selbstorganisation und die kleinteilige Stückelung der laufenden Projekte, um entsprechend flexibler zu werden. „Ein neues, agiles Mindset zu schaffen, geht nicht von heute auf morgen. Um hier ein Umdenken zu erreichen, müssen wir bei den Führungskräften beginnen. Menschen, die zu viel Angst vor Machtverlust und der neuen Art des Führens haben, werden in agilen Teams keinen Platz finden. Es geht nicht mehr darum, was, oder wie viel gearbeitet wird, sondern was erreicht wird“, weiß Kantauer-Gansch.

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Agilität – eine Erfindung der Software-Entwicklung

Das Agile Manifesto wurde 2001 unterzeichnet und besagt im Wesentlichen, dass Kommunikation wichtiger ist als Prozesse, eine funktionierende Software wichtiger als Dokumentation, Zusammenarbeit mit dem/der Kunden/-in wichtiger als Verträge und schließlich das schnelle Reagieren auf Veränderungen wichtiger ist als das Befolgen eines Plans. „Agilität – aktuell die Herausforderung für Organisationen – setzt vor allem ein kritisches Beleuchten des Zusammenhangs von Methodeneinsatz und Kulturverständnis voraus. Agilität wird kaum durch sinnentleerte oder nicht verstandene Rituale wie Daily Standup Meetings oder Projekt Retrospektiven wirksam. Vielmehr benötigt es eine neue Kultur, ein anderes Mindset: Führungskräfte, die Teams empowern, auf Selbstorganisation vertrauen und loslassen können“, fordert Dr. Christian Majer, Organisationsberater und Coach für integrierte Management-Systeme, Leiter des Performance Institute majer-rejam.

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Agilität „down to earth“ bringen

Selten ein Wort, das als Klammerbegriff solche Höhenflüge erlebt hat. Das Wort Agilität ist – derzeit noch – positiv besetzt. Das könnte kippen. Es mehren sich die Anzeichen, dass „Agilität“ und „Wir sind doch alle agil!“ als Killerphrasen ins Rennen geschickt werden. Flexibilität und schnelle Re-Priorisierung sind gemeint, „agil“ wird gesagt. Um die besondere Kraft von Agilität zu nützen, ist es Zeit für ein klares Verständnis des Begriffs. „Drei Prinzipien helfen Führungskräften, ihre Mitarbeiter/-innen und Teams am Weg zur ‚Agilität‘ – gemeint sind damit Flexibilität, Schnelligkeit, Anpassungsfähigkeit und kontinuierliche Lernfähigkeit – zu unterstützen: Die Schaffung von Transparenz hinsichtlich sämtlicher Informationen und Entscheidungen, die Delegation von Autorität und Entscheidungskompetenzen und der konsequente Einsatz von alternativen Entscheidungsmodellen anstelle von hierarchischen Einzelentscheiden. Die generische Verwendung des Wortes Agilität ist grundsätzlich sehr zu hinterfragen. Alternativ lohnt es, zu hinterfragen, welche Bedürfnisse wirklich dahinter stecken und um was es eigentlich geht“, stellt Christian Hauser, MSc, Organisationsberater sowie HR- und New-Work-Experte bei BRAINS AND GAMES, fest.

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