Von A wie Alexandre Vauthier bis Z wie Zuhair Murad. Die Creme da la Creme der Modeszene präsentiert zweimal im Jahr im Rahmen der Haute Couture Schauen in Paris textile Pretiosen. Teilnahmebedingungen sind durch das „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ (CSDLHC) streng geregelt. Diese Institution entscheidet über Sein oder Nichtsein. Grundvoraussetzungen sind ausgefeilte Schneiderkünste, ein Pariser Atelier mit mindestens 20 angestellten Kleidermachern UND genügend Kleingeld! Da eine Mitgliedschaft für Neulinge auf ein Jahr begrenzt ist, bewerben sich unzählige Modehäuser Jahr für Jahr um die begehrte (Wieder-)Aufnahme.

An Gastdesigner, welche die fachlichen Grundvoraussetzungen erfüllen, jedoch NICHT in Paris ansässig sind, vergibt das „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ den Status „Membre correspondant“ (dt.: korrespondierendes Mitglied). Ein weiteres Schlupfloch ist der Status „Membre invité“ (dt.: geladenes Mitglied). Dieser steht Modeschöpfern zu, die den Basiskriterien gerecht werden, aber noch nicht als Dauermitglied gelten. Daher dürfen sie ihre Entwürfe auch nur als „Couture“ bezeichnen, OHNE „Haute“.

Ja, es wird definitiv nichts verschenkt. Mehrmalige Einladungen durch das CSDLHC steigern die Chancen in den elitären Kreis der ständigen Mitglieder erhoben zu werden. Ein Grand Couturier (nur ein Dauermitglied darf sich so bezeichnen) profitiert in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Haute Couture darf in einer „besonderen“ Preiskategorie kredenzt werden – nach oben offen sozusagen. Im offiziellen Couture-Schauenplan (www.modeaparis.com) für den sich das „Chambre Syndicale de la Haute Couture“ verantwortlich zeichnet, finden sich für Herbst/Winter 2017 lediglich 35 Labels.

Umso beeindruckender und feudaler die Unikate der Meister ihres Faches: Valentino’s „Die sieben Todsünden“ spiegeln sich am Runway als Tiersymbole in Form von filigranen Metall-Taschen wider. Die passenden Looks sind alltagstauglich in senf- und karamellfarbenen Nuancen.

Monsieur John Galliano schickt seine Musen intergalaktisch und gewohnt avantgardistisch für das Haus Margiela über den Catwalk: Schaum auf den Haaren und dekonstruierte Mäntel im Oversized-Format bilden eine eklektische Symbiose.

Prinzessinnenträume werden bei den Libanesen Elie Saab und Zuhair Murad wahr. Kaiserlich bestickte Kleider aus Samt und Brokat suchen ein neues Zuhause.

Gäste der Couture Show von Christian Dior finden sich wider inmitten prachtvoller Holzbauten, welche an die afrikanische Savanne erinnern. Grau dient Maria Grazia Chiuri, der Kreativdirektorin von Christian Dior, als Schlüsselfarbe.

Nicht weniger beeindruckend: das Bühnenbild von Kaiser Karl für seine Chanel-Show. Mannequins mit überdimensionierten Kostümen geraten beinahe in den Hintergrund ob des spektakulären Nachbaus des Eifelturms. In sozialen Netzwerken kursiert bereits der Hashtag #ChanelTower! Für weitere Highlights (auch mit Fotos) der einzigartigen Modewoche bitte hier klicken: instagram.com/thomas.reinberger

Gastautor Thomas Reinberger ist freier Moderedakteur & Stylist, am WIFI Wien ist er Lehrgangsleiter der Ausbildung zum/zur Fashion-Stylisten/-in. Mehr über den spannenden Werdegang von Thomas Reinberger lesen Sie in diesem Blog-Beitrag.

Bildcredits: (c) optimarc/shutterstock.com (Coverbild), (c) Thomas Reinberger