Bald ist es wieder soweit: Am 22. Oktober feiert die heimische Schaumwein-Wirtschaft den Tag des Österreichischen Sekts. Der perfekte Anlass, um mit Prof. Dr. Walter Kutscher, Vizepräsident des Wiener Sommeliervereins, ein bisschen auf den Pfaden der Schaumwein-Geschichte zu wandern!

Es war einmal – die ersten schäumenden Versuche

Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts soll in der Abtei Saint-Hilaire in Limoux von den dortigen Mönchen schäumender Wein produziert worden sein. Die ersten „Ur-Schaumweine“ waren allesamt Nachgärungsprodukte, die nach der „Méthode ancestrale“ gefertigt wurden.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts rückten einige Pioniere in der Champagne am Schaumweinsektor ins prickelnde Rampenlicht. Als deren berühmtester Vertreter galt der Benediktinermönch Dom Pérignon (1638 – 1715), der aus dem Zufallsprodukt durch Kontinuität einen Markenartikel schuf. Druckfeste Flaschen und ein solider Kork als Verschluss waren dafür wichtige Voraussetzung. Als älteste heute noch existierende Champagnerkellerei gilt Ruinart (1729), gefolgt von Moët (1743).

Heimische Schaumweingeschichte

In Österreich dauerte es bis 1842, als Robert Alwin Schlumberger der Liebe wegen vom berühmten Champagnerhaus Ruinart in Reims nach Vöslau bei Wien übersiedelte und hier die „Champagnerproduktion“ aufnahm. Als zweiter Pionier in Österreich fungierte Johann Nepomuk Kattus, der 1890 die erste eigene Sektproduktion erfolgreich begann.

Lange Zeit blieb es den Sektkellereien vorbehalten ihre prickelnden Produkte herzustellen. Als 1976 Gerald Malat aus Palt vor Gericht zog und erkämpfte, dass auch Winzer ihre Grundweine versekten durften, waren die ersten „Winzersekte“ legal am Markt. Leider wurde der Terminus „Winzersekt“ von unseren deutschen Nachbarn für deren prickelnde Produkte geschützt.

Gesetzlich Rahmenbedingungen

Über die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Europäischen Union hinaus hat Österreich noch eine dreistufige Qualitätspyramide im Weingesetz festgelegt. Klassik, Reserve und Große Reserve heißen die drei Qualitätskategorien und sind mit strengen Regelungen ausgestattet. Zudem sind weitere heimische Besonderheiten im Gesetzestext verankert. Sekt gilt als Österreichischer Qualitätsschaumwein und muss ausschließlich aus Qualitätsrebsorten hergestellt werden, sowie in Aussehen, Geruch und Geschmack frei von Fehlern sein. Der Überdruck in der Flasche beträgt mindestens 3,5 bar. [Tipp: Mehr über die dreistufige Qualitätspyramide und das Österreichische Sektkomitee erfahren Sie in diesem Beitrag]

Sektzentren in Österreich

Wäre es nicht verboten, könnte man den Raum um Poysdorf als die „Champagne Österreichs“ bezeichnen. Denn die meisten Grundweine für die großen Sektkellereien stammen aus dem nördlichen Weinviertel. Grüner Veltliner und Welschriesling geben dort sortenmäßig den Ton an. Die „Sektwelt“ – ein Gemeinschaftsprojekt der Familie Riegelhofer, der Sektkellerei Schlumberger und der Stadtgemeinde Poysdorf – lädt nicht nur am 22. Oktober in die museale, prickelnde Erlebniswelt ein.

Ein weiteres Zentrum, vor allem für Sekte von heimischen Winzern, ist das Kamptal mit Schwerpunkt Langenlois. Ob sortenrein, fruchtig und charakteristisch, oder nach dem Vorbild der Champagne mit Hefe-Charakter und aus mehreren Rebsorten komponiert – im Kamptal finden die Liebhaber der prickelnden Materie auf jeden Fall ihre bevorzugte Stilrichtung.

Auch Wien und Klosterneuburg können als Sekthochburgen angesprochen werden. Im Nordburgenland, mit Gols als Produktionszentrum, ist in den letzten 20 Jahren ebenfalls beeindruckende Sektkompetenz entstanden. Und natürlich wird im Süden des Landes nicht nur gemäß dem Slogan „frisch, saftig, steirisch“ Schaumwein in vielfältiger sensorischer Art produziert.

Trends am Schaumweinsektor

Nach wie vor hält der Trend zum Rosé-Sekt unvermindert an. Ein weiterer Trend geht zum betont trockenen Produkt. Extra brut, Zero Dosage bzw. brut nature wird von innovativen, trendigen Produzenten mehr und mehr bevorzugt. Auch Pet Nat (Pétillant naturel = natürlich prickelnd) wird in der experimentierfreudigen Szene eingesetzt. Allerdings gehören diese trüben Schaumweine nicht der Kategorie Sekt an.

Sekt schafft es mittlerweile auch vom reinen Anlassgetränk hin zum Aperitif und Foodpairing-Partner zu mutieren. Speziell in der Gastronomie zeigen unsere Qualitätsschaumweine, dass sie als Speisenbegleiter bei ganzen Menüs ideal einsetzbar sind. Eine Funktion, die Interessierte übrigens bei der Sektgala am 21. Oktober unter dem Motto „Probieren und Entdecken“ selbst erkosten und erleben können!

Mein Tipp: Achten Sie immer auf österreichischen Sekt geschützten Ursprungs und geprüfter Qualität: Zu erkennen an der rot-weiß-roten Banderole!

Meine persönlichen Sektempfehlungen: Für Liebhaber von sortenreinen, glasklaren Sekten, denen sei Sekt-Großmeister Karl Steininger mit seiner Vielfalt ans prickelnde Herz gelegt. Vor allem der Gelbe Muskateller Brut kann speziell begeistern. Hefe-Feeling und Autolyse finden wir u.a. bei Fred Loimer in Langenlois, und die Serie von betont trockenen schäumenden Kreszenzen von Hannes Harkamp im Sausal versprüht ebenfalls internationales Format. Von Gault Millau hoch gekürt dürfen sich die Weinviertler Zuschmann-Schöffmann und das Schloss Gobelsburg mit in die Riege der allerbesten heimischen Sekt-Produzenten einreihen.

Gastautor Dipl. Sommelier Prof. Dr. Walter Kutscher ist Vizepräsident des Wiener Sommeliervereins und Lehrgangsleiter im WIFI für die Sommelier/Sommeliére-Ausbildungen im Bereich Wein und Schaumwein.

Österreich in bester Sektlaune! Der Tag des Österreichischen Sekts wird schon am Vortag mit einem „Kick-off“ zelebriert – das Österreichische Sektkomitee lädt zur großen Sektgala:

Wann: Montag, 21. Oktober 2019, 14:30 bis 16:00 Uhr (Presse & Fachbesucher) bzw. 16:00 bis 21:00 Uhr (interessierte Öffentlichkeit)
Wo: Österreichische Nationalbibliothek, Camineum und Sala Terrena, Eingang Josefsplatz, 1010 Wien
Eintritt: € 25,- pro Person (Vorverkaufsticket: € 19,- pro Person)
Nähere Informationen: https://www.oesterreichsekt.at/de/oesterreichische-sektgala.html

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