Wie Führungskräfte mit Familienfreundlichkeit die Arbeitgeberattraktivität steigern

Wie werden wir attraktiver Arbeitgeber? Kaum ein Unternehmen beschäftigt sich angesichts des Mangels an geeignetem Personal nicht mit dieser Frage. Dabei gibt es einen Faktor, der wie kein anderer Unternehmen attraktiv macht: eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und für diese gibt es zahlreiche Ansatzpunkte.

Weniger Fehlzeiten und Fluktuation, besseres Image, höhere Attraktivität

Eine neue Generation fordert eine neue Arbeitswelt. Erst 2017 wurden in einer großen Studierendenbefragung beispielsweise über 145.000 Wirtschaftsstudierende in den 12 größten Industrienationen der Welt zu ihren Karrierezielen befragt. „To have a good work-life balance“ landete dabei erneut mit 53% auf dem ersten Platz – in 10 der 12 Nationen! Familienfreundlichkeit macht also attraktiv.

Aber nicht nur das. Familienfreundlichkeit rechnet sich auch. Eine Untersuchung des Österreichischen Instituts für Familienforschung aus April 2018 hat zahlreiche Unternehmen untersucht, die am Audit „berufundfamilie“ teilgenommen haben. Die von den Unternehmen genannten positiven Ergebnisse waren eindeutig: Verbesserung der Arbeitszufriedenheit, des Images, Verbesserung des Wiedereinstiegs und mehr Attraktivität, vor allem für Mitarbeiterinnen. Eine Studie aus 2012 hat die Effekte sogar berechnet. Dabei hatten familienfreundliche Unternehmen um 19% weniger Fehltage, 21 % weniger Fluktuation oder um über 10 % höhere Motivation und Produktivität.

Zahlreiche Ansätze für Führungskräfte

Was aber soll ein Unternehmen nun konkret tun, um die Vereinbarkeit zu verbessern? Hier die Top 5 der Ansatzpunkte, die uns im Audit „berufundfamilie“ immer wieder begegnen und die besten Erfolge bringen.

Platz 1: Flexible Arbeitszeiten
In allen Befragungen zum Thema Familienfreundlichkeit und Anliegen landen flexible Arbeitszeiten immer auf dem ersten Platz. Hier geht es nicht unbedingt um Teilzeit, sondern vor allem um autonom gestaltbare Arbeitszeit. Beschäftigte, die die Möglichkeit haben, außerberufliche Interessen und Bedürfnisse gut mit ihrer Arbeit verbinden zu können, weil sie etwa selbst Arbeitszeiten verlagern können und dabei wenig kontrolliert werden, sind nachweislich zufriedener.

Platz 2: Verständnis der Führungskräfte
Es ist keine Maßnahme im klassischen Sinne: das Verständnis der Führungskräfte für außerberufliche Interessen, Notlagen und Bedürfnisse. Wenn Führungskräfte mit den Anliegen ihrer Beschäftigten (von der Meldung einer Schwangerschaft über die Notwendigkeit einer Pflegefreistellung bis zum Wunsch nach aktiver Vaterschaft) professionell umgehen, dann wird das Unternehmen rasch als familienfreundlich wahrgenommen. Viele Unternehmen tun also gut daran, ihre Führungskräfte ausreichend zu sensibilisieren, aber diese auch ausreichend arbeitsrechtlich fit zu machen, sodass sie ihre Handlungsspielräume gut nutzen können.

Platz 3: Temporäre Kinderbetreuung
Es gibt in Betrieben wenige Aktivitäten, die so stark und schnell mit Familienfreundlichkeit in Verbindung gebracht werden wie Kinderbetreuung. Dabei geht es aber weniger um den Betriebskindergarten, sondern vor allem um Angebote in den Ferien oder zu schulfreien Zeiten. Diese werden von Eltern schulpflichtiger Kinder besonders geschätzt und tragen stark zu einem familienfreundlichen Image bei.

Platz 4: Berücksichtigen von Lebensphasen
Ein leichter Wechsel von Vollzeit auf Teilzeit und zurück, je nachdem, was gerade in einer Lebensphase benötigt wird, wird vielfach als besonders attraktiv wahrgenommen. So helfen Unternehmen Beschäftigten, die Pflegeverpflichtungen haben, Eltern sind, aber auch Personen, die aus anderen Gründen eine Veränderung ihrer Arbeitszeit wünschen.

Platz 5: Aktives Karenzmanagement
Ein aktives Karenzmanagement, in dem Beschäftigte auch während der Karenz gut eingebunden sind, in denen sich Führungskräfte auch für jene verantwortlich fühlen, die gerade nicht anwesend sind, und aktiv und rechtzeitig mit diesen die Rückkehr planen, macht den Wiedereinstieg für alle Beteiligten leichter. Weg vom bloßen Reagieren, hin zu einer echten Partnerschaft. Das sollte das Motto jedes familienfreundlichen Unternehmens sein.

Mag. (FH) Peter Rieder ist Inhaber von Arbeitswelten Corporate Culture & Worklife Consulting

 

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