In Österreich befassen sich insgesamt 114 Betriebe mit der Produktion von Schaumwein und Sekt. In Summe werden am heimischen Markt rund 40 Millionen Flaschen „perlender Wein“ umgesetzt. Grund genug, sich etwas näher mit dem prickelnden Thema zu befassen. Prof. Dr. Walter Kutscher gibt in seinem Gastbeitrag einen kurzen Einblick in die Geschichte des Österreichischen Sekts, erklärt, was es mit den Stufen der Qualitätspyramide auf sich hat und verrät uns seine persönlichen Sekt-Highlights.

Das Österreichische Sektkomitee

Einst galt Sekt als billiger „LEH-Sprudel“ im Supermarkt, und nur einige große Sektfirmen lieferten sich am Point of Sale regelrechte Preisschlachten. Die wenigen Premium-Produkte waren eher in der Gastronomie und in den Vinotheken zu finden. Das wollte Gerald Malat aus Furth-Palt so nicht hinnehmen. Er verstand es nicht, dass es Winzerbetrieben nicht erlaubt war, selbst aus Grundwein von eigenen Trauben Sekt zu produzieren und ging zu Gericht. In einem anstrengenden Verfahren wurde ihm Recht gegeben, und somit war der Weg frei für die ersten „Winzersekte“.

Neben den großen Playern am Sekt-Sektor wuchs die Zahl der Winzersekt-Produzenten stetig an. Doch leider verabsäumte es Österreich den Begriff „Winzersekt“ für unsere heimischen Qualitätsschaumweine von Weinbaubetrieben zu schützen. Deutschland war in diesem Fall schneller unterwegs, und somit ist jener Terminus für deutsche Sekte reserviert. Der Begriff „Hauersekt“ für heimischen Sprudel wird eher nicht akzeptiert. Lange Zeit standen die Sektproduzenten im Schatten der Weinszene. Keine staatliche Prüfnummer, selten mit Herkunft versehen, lockten anonyme „Billig-Sprudel“ im Supermarkt mit Dumpingpreisen. Parallel dazu entwickelte sich immer mehr eine elitäre Gruppe von großartigen Qualitätsschaumweinen.

2013 war es dann soweit. Das Österreichische Sektkomitee wurde als eine Körperschaft öffentlichen Rechts gegründet. Imagepflege, aber auch Hebung des Umsatzes von heimischem Sekt galten und gelten nach wie vor als wichtigste Aufgaben. Viele Aktivitäten, insbesondere der „Tag des Österreichischen Sekts“ gehören hier dazu. Aber auch Mithilfe bei der Wissensvermittlung bei diesem prickelnden Genre darf als Bestandteil der Tätigkeit gesehen werden.
Gerade in diesem Bereich sind es die Wirtschaftsförderungsinstitute der Wirtschaftskammer Österreich (WIFIs), die mit der Ausbildung zum/zur Sparkling Wine-Connaisseur/Connaisseuse bzw. Sparkling Wine-Sommelier/Sommelière dem prickelnden Auftrag zur Wissensvermittlung gerecht werden.

Die Qualitätspyramide des Österreichischen Sekts

Beim heimischen Qualitätsschaumwein (= Sekt) hat das Österreichische Sektkomitee für den österreichischen Sekt mit geschütztem Ursprung eine dreistufige Qualitätspyramide konzipiert:

STUFE 1: Österreichischer Sekt „Klassik“
In dieser Kategorie sind die Vorschriften noch relativ liberal gehalten. Alle Farben, alle Methoden zur Sekterzeugung, alle Stilistiken bzw. Dosagen sind da erlaubt. Die Trauben dazu müssen aus einem Bundesland kommen und die Versektung muss in Österreich stattfinden. Mindestens neun Monate Lagerung auf der Hefe und ein frühester Verkauf 12 Monate nach der Ernte sind vorgeschrieben. Und der Alkohol ist mit max. 12,5 Prozent begrenzt.

STUFE 2: Österreichischer Sekt „Reserve“
In der Reserve-Kategorie muss die Herkunft der Trauben ebenfalls aus einem Bundesland sein, aber auch die Verarbeitung des Traubenmaterials hat in diesem Bundesland zu erfolgen. Bei der Versektung ist lediglich die traditionelle Flaschengärung erlaubt. Mindestens 18 Monate Hefekontakt sind dabei vorgeschrieben, und der früheste Verkauf darf nicht vor dem 22. Oktober des übernächsten Jahres (also mindestens 24 Monate später) stattfinden. Nur weiße Sekte und Rosés sind gestattet, und bei der Dosage darf nicht mehr als 12 Gramm pro Liter Restsüße (= max. brut) vorhanden sein. Auch Regelungen bezüglich Lese und Pressung sind im Gesetzestext verankert.

Der Gipfel der Pyramide:
STUFE 3: Österreichischer Sekt „Große Reserve“
In dieser Kategorie sind die Kriterien und Anforderungen besonders restriktiv. So müssen die Trauben aus einer Gemeinde stammen, sie dürfen natürlich auch von einer Einzellage (Ried) sein. Mindestens 30 Monate Hefekontakt in der Flasche sind obligat. Selbstverständlich ist ausschließlich die traditionelle Flaschengärung vorgeschrieben. Von der Dosage her sind lediglich die Kategorien brut (bis 12 Gramm Restzucker), extra brut (bis 6 Gramm Restzucker) oder brut nature (bis 3 Gramm Restzucker und ohne Dosage) erlaubt. Auch in Bezug auf Handlese und Pressung sind klare Vorschriften vorgegeben. Lediglich weiße Grundweine und Rosé dürfen in dieser Kategorie vertreten sein. Im Gegensatz zur Champagne sind bei Rosé-Produkten nur blaue Trauben und kein Vermischen von rotem und weißem Wein erlaubt.

Erstmals werden die großen Reserven am 22. Oktober 2018 im Rahmen des Tags des Österreichischen Sekts in der Nationalbibliothek vorgestellt. Und diese tragen, so wie die heimischen Qualitätsweine, die rot-weiß-rote Banderole in die Sektkapsel integriert. Dies ist für die beiden anderen Kategorien ebenso obligat.

Rebsorten

Vor allem bei den großen heimischen Sektkellereien dominieren die beiden Hauptdarsteller am Schaumweinmarkt: Grüner Veltliner und Welschriesling lautet hier das Dream-Team. Diese werden aber ebenso sortenrein von diversen Winzern in prickelnder Form angeboten. Da sich vornehmlich säurebetonte Sorten für die Versektung eignen, kommt auch bei uns dem Riesling in den Gebieten an der Donau eine gewisse Bedeutung zu.

Nach französischem Vorbild sind es naturgemäß die Burgunder-Sorten, die als hefige Varianten entweder reinsortig oder in der Cuvée mit einem mehr oder weniger intensiven internationalen Feeling in die Flasche kommen. Speziell der Chardonnay spielt dabei eine bedeutende Rolle.

In letzter Zeit finden wir jedoch nicht nur am Frizzante-Sektor, sondern auch beim Sekt immer mehr Bukettsorten. War es zunächst der Gelbe Muskateller, der vor allem mit steirischer Herkunft und Aperitif-Tauglichkeit in der Gastronomie bevorzugt wurde, so folgten mit Sauvignon Blanc, Muskat Ottonel und sogar Traminer sogenannte „Schmeckerte“ österreichweit nach.

Als weststeirische Spezialität hat sich der Schilcher in prickelnder Form einen Fixplatz in der Gastronomie über den Aperitif-Sektor hinaus erarbeitet. Bei den Cuvées finden wir oft eine überraschend breite Kombinationsfähigkeit von Rebsorten, wobei sogar weiße und blaue Sorten nach dem Vorbild der Champagne zu weißen Grundweinen für die Sektproduktion vermählt werden.

Darüber hinaus gibt es noch eine kleine, aber feine Rotweinriege am Sektmarkt. Vor allem in den Rotweinzentren Mittelburgenland (mit Blaufränkisch) oder Thermenregion (mit Pinot Noir und St. Laurent) sind diese anzutreffen. Dem Rosé-Boom entsprechend, und speziell ab dem Jahrgang 2014 (damals aus der Not eine Tugend gemacht) finden wir eine Fülle rosaroter prickelnder Produkte. Bei Frizzante und Sekt ist in Bezug auf Sortenwahl breite Vielfalt angesagt. Gerade Cabernet Sauvignon wird in letzter Zeit auch in perlender Form angeboten.

Meine persönlichen Tipps:

Bei der Vielfalt und den beeindruckenden Qualitäten der heimischen Sekte ist es wahrlich nicht einfach, nur einige wenige Produkte zu empfehlen. Vom Marktleader Schlumberger darf das Prestige-Produkt DOM in weiß und in der Rosé-Variante nicht unerwähnt bleiben. Vom Sekt-Großmeister Karl Steiniger in Langenlois ist es noch schwerer, aus seiner prickelnden Sortenvielfalt nur einen Liebling herauszupicken. Vielleicht kann dies der Weißburgunder Lagensekt von der Riede Panzaun oder doch der Riesling vom Heiligenstein sein? In ihrer Art kommen die Sekte von Willi Bründlmayer dem Champagner schon sehr nahe, und der Blanc de Blancs vom Schloss Gobelsburg kann sogar Terroir-Feeling versprühen. Und in der Steiermark finden wir bei den Betrieben Harkamp oder Langmann ebenso perlende Juwelen.

Übrigens: Am 22. Oktober feiert die Branche den „Tag des Österreichischen Sekts“. Beim „Kick off“ lockt das vielfältige Programm in diversen Betrieben, um mit verschiedensten Aktivitäten das heimische Qualitätsprodukt in den Mittelpunkt des prickelnden Interesses zu rücken. Dieser „Tag der offenen Tür“ in den österreichischen Sektkellereien bietet somit sowohl Profis als auch Sektinteressierten die Gelegenheit, alle Facetten rund um den heimischen Qualitätsschaumwein kennen und genießen zu lernen!

Mehr erfahren: www.oesterreichsekt.at

Gastautor Dipl. Sommelier Prof. Dr. Walter Kutscher ist Vizepräsident des Wiener Sommeliervereins und Lehrgangsleiter im WIFI für die Sommelier/Sommeliére-Ausbildungen im Bereich Wein und Schaumwein.

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