Die berufliche Zukunft in die Hand nehmen und eigene Ideen verwirklichen – es gibt viele Gründe, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen.

Den Job kündigen, sich selbstständig machen und das eigene Unternehmen führen – davon träumen viele. So wurden 2016 in Österreich laut Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort 29.074 Gründer/-innen gezählt. Wer unabhängig arbeiten möchte und bereit ist, sich überdurchschnittlich einzusetzen, hat als Entrepreneur/-in gute Chancen.

Eine Umfrage des Gründerservices im Jahr 2017 hat gezeigt, dass für 67 % der Gründer/-innen die Flexibilität der eigenen Zeit- und Lebensgestaltung ausschlaggebend für den Schritt in die Selbstständigkeit ist. „Auch der Wunsch, der eigene Chef bzw. die eigene Chefin zu sein, ist für 66 % der Gründer/-innen ein wichtiges Motiv für die Selbstständigkeit”, so Mag. Petra Haslinger, Gründerservice der Wirtschaftskammer Wien.

Hat man den Entschluss gefasst, die Sicherheit einer Festanstellung gegen das Abenteuer Selbstständigkeit einzutauschen, ist man schon einen wichtigen Schritt weiter. Doch was genau zeichnet eine/-n erfolgreiche/-n Unternehmer/-in aus? Und welche Einstellungen bzw. Charakterzüge helfen da weiter? Für Mag. Haslinger ist es neben der entsprechenden Grundmotivation auch der Glaube an die eigene Idee und ein gewisses Maß an Risikobereitschaft.

Mehr Arbeit, weniger Sicherheit

„Unternehmertypen sind entscheidungsfreudig und wagen den Sprung ins kalte Wasser”, sagt Mag. Susanne Moriz. Sie ist selbstständige Steuerberaterin und leitet am WIFI Wien das Seminar „Unternehmensgründung in der Praxis”. „Wer über Selbstdisziplin, positives Denken und Durchhaltevermögen verfügt, kann den Weg in die Selbstständigkeit gut meistern.” Denn in der Gründungsphase müsse man viele Stunden unbezahlt arbeiten und werde am Ende des Tages mit seinen Sorgen und Zukunftsängsten größtenteils alleine gelassen, weiß Mag. Moriz.

Was muss man auf dem Weg zum/zur Unternehmer/-in beachten? „Einer der ersten Schritte sollte die Überprüfung der Geschäftsidee sein. Sie sollte sowohl die rechtlichen und persönlichen Voraussetzungen beinhalten als auch eine Einschätzung der Erfolgsaussichten”, so Mag. Haslinger. „Bei der gewerblichen Abklärung der Geschäftsidee sowie der notwendigen Voraussetzungen für die Gründung in der jeweiligen Branche können wir im Gründerservice bzw. die Kollegen/-innen der Rechtspolitischen Abteilung weiterhelfen.”

Engagement zahlt sich aus

Doch der Weg zum eigenen Unternehmen kann holprig sein. Zu den häufigsten Gründungsfehlern zählen neben fehlenden Businessplänen auch die mangelnde Vorbereitung und Selbstüberschätzung. Mag. Haslinger: „Wichtig für den Erfolg einer Unternehmensgründung sind fachliche Qualifikationen, gute Branchenkenntnisse sowie grundlegende betriebswirtschaftliche Kenntnisse.” Ob Buchhaltung oder Marketing – hier kann Weiterbildung helfen, mit dem eigenen Unternehmen konkurrenzfähig zu bleiben.

Grundsätzlich könne man in jeder Branche punkten, wenn man mit dem richtigen Engagement dabei sei, sagt Mag. Moriz. Wichtig sei es, so die Expertin, das Grundkonzept von Anfang an auf die richtigen Beine zu stellen. „Dies beinhaltet nicht nur, den unternehmensrechtlichen Aspekt, sondern auch sämtliche gesetzliche Vorgaben mit einzubeziehen. Also sämtlichen Berechtigungen, Abgaben und Steuern bereits so mit einzuplanen und zu erwirtschaften, dass es im Nachhinein kein böses Erwachen gibt.” Hier hilft ein gut ausgearbeiteter Businessplan weiter. „Vereinfacht gesagt ist es eine Gegenüberstellung sämtlicher Einnahmen abzüglich sämtlicher Ausgaben. Der Gewinn abzüglich der Beiträge für die Sozialversicherung und Steuern ist dann das Einkommen.” Wichtig sei es, Umsatz und Einkommen auseinanderzuhalten und die Zahlungsflüsse zu berücksichtigen, ergänzt Mag. Moriz. „Denn das sind die wichtigsten Aspekte, um nicht in den Konkurs zu schlittern.”

 

5 Überlegungen für die Gründungsphase

  1. Sind Sie ein Unternehmertyp? Hier können Sie es herausfinden: www.gruenderservice.at
  2. Was machen Sie gerne und worin sind Sie gut?
  3. Welche gesetzlichen Voraussetzungen müssen Sie beachten?
  4. Wie werden Sie Ihr Vorhaben finanzieren?
  5. Erstellen Sie einen Businessplan. Experten/-innen wie z.B. Unternehmens- und Steuerberater/-innen können helfen.

Mag. Petra Haslinger, Gründerservice der Wirtschaftskammer Wien

Mag. Susanne Moriz ist Steuerberaterin und leitet das WIFI Wien-Seminar „Unternehmensgründung in der Praxis”

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